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**König Drosselbart** (1965)
*dTV - MDR - 01. Mai 2012*
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Warum fährt er nicht schneller?
Noch schneller?
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Schneller, Sebastian!
Prinzessin!
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Fräulein Beatrix? Schneller!
Warum fährst du nicht schneller?
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Habt Ihr Angst?
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Man müsste so schnell sein wie
der Wind. Fliegen wie ein Vogel!
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Schneller! Schneller!
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Kannst du nicht besser kutschieren?
Aber Ihr habt selbst befohlen...
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Ein guter Kutscher verliert kein
Rad bei einer kleinen Spazierfahrt.
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Wir durften nicht so schnell fahren.
War das schnell?
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Schneckentempo war es nicht.
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Stehe zu Diensten, schöne Damen.
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Das ist nicht lustig.
Der Schaden ist schnell behoben.
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Ich bat Euch nicht um
Hilfe, Bruder Lustig.
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Wollt Ihr zu Fuß gehen,
Schwester Kratzbürste?
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Vielleicht. Bevor ich warte, bis Ihr
endlich das Rad repariert habt...
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(ermahnend) Prinzessin!
Ihr seid eine Prinzessin?
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Wie nennt man Euch? Prinzessin
Übermut oder Allerliebst?
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Prinzessin Roswitha. Aber
das kann Euch egal sein.
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(spöttisch) Sehr freundlich.
Gute Erziehung.
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Darf ich Euch dennoch untertänig
bitten, die Gäule zu halten?
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Das könnte Euch so passen!
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Erst Hilfe anbieten und
dann selbst welche brauchen.
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Ich mache das, Kutscher.
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Ihr versteht Euer Handwerk, sonst
wäre es Euch schlimmer ergangen.
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Wir kommen zu spät zum Fest.
Euer Vater wird warten.
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Dann wartet er eben.
Er lud die Gäste für Euch ein.
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Einen dürft Ihr zum Mann
nehmen. Die Herren warten.
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Sollen sie. Ich darf
heiraten? Nein, ich soll!
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Der Schaden ist behoben.
Wir können weiterfahren.
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Was hast du da?
Nichts. Kleine Schramme.
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Wenn das Euer Vater sehen würde!
(Sebastian) Danke.
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Beeil dich, Sebastian! Der Vater
wartet. Wir müssen nach Hause.
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Wenn Ihr gestattet,
begleite ich Euch zum Fest.
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Bruder Lustig hat gelauscht.
Was sagt Ihr dazu?
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Sieht er aus wie ein
Edelmann oder König?
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Prinzessin!
Doch, er ist ein König.
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Sein Königreich ist da, wo sich
Hase und Fuchs "Gute Nacht" sagen.
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Nicht ganz. Es ist siebenmal hinter
dem Wind, wo das Käuzchen schreit.
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Die schönsten Mädchen
finden es am ehesten.
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Ich will gar nicht danach suchen.
Grüßt Euer Käuzchen!
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Danke für Euern Witz. Auf
ein fröhliches Wiedersehen.
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Auf Nimmerwiedersehen, "König".
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Gnädigste.
Danke.
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Festliche Fanfarenklänge
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Die Prinzessin!
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Die Prinzessin ist noch nicht da
von der Spazierfahrt. - Aufhören!
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Meine Herren, die Prinzessin ist
noch nicht da. Wir müssen warten.
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Ich bin drei Tage hierher geritten,
um Eurer Tochter zu gefallen.
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Nun muss ich warten!
- Ihr sagtet, sie ist gut erzogen.
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Ich hätte mich noch schöner gemacht.
- Ganz Eurer Meinung.
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Was ist? Beginnt das Fest?
- Die Prinzessin ist nicht da.
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So! Schlechte Planung!
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Ich verdurste bald.
Wein!
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Geduld, liebe Freunde.
Noch ein Weilchen Geduld.
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Vertreibt Euch nach Lust und
Laune die Zeit, edle Herren!
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Zum Wohl!
(alle) Zum Wohl!
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Prinzessin Roswitha wird Euch
durch ihre Schönheit entschädigen.
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Sie wird einen von Euch
zum Manne nehmen.
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Mich! Ich weiß es.
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Euch? Ihr erlaubt, dass ich kichere.
Die Prinzessin hat Geschmack.
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Ihr seid viel zu alt.
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Die Prinzessin ist klug. Sie
wird mich zu schätzen wissen.
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Sündhaft süffig. Mehr!
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Mich ruft des Weines Glut,
die uns Verliebte unterstützt.
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Spielen wir, bis meine Braut kommt?
Schafskopf? Sechsundsechzig?
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Ihr seid selbst ein Schafskopf,
wenn Ihr meint, sie wählt Euch.
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Ja, bitte?
- Schafskopf? Oder 66?
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Nach meiner Hochzeit.
Ist die Prinzessin da?
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Nein.
- Dann bis später.
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Liebreiche Prinzessin,
die Ihr in meinen Träumen...
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An meiner Seite, Aug in
Auge tief verbrannt...
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Versengt?
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Versenkt! Mein Schweigen ist
beredsam, die Blicke sprechen Bände.
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Wartet, bis ich mit der
Prinzessin verheiratet bin.
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Dann sollt Ihr oft zum Kartenspiel
auf unsere Burg kommen.
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Wenn Roswitha meine Frau ist, bringe
ich sie gern zum Spielabend mit.
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Roswitha? Prinzessin? Aber sie
kann nur einen von uns heiraten.
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Ich bin ganz Eurer Meinung.
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Wozu die anderen Freier? Ich
allein werde Roswitha gefallen.
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Meint Ihr doch auch. - Ihr sollt
zufrieden sein, König Heinz Eduard.
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Sie trifft sicher die richtige Wahl.
Ich bekomme sie zur Frau.
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Unsere Reiche werden vereint. Ich
bin mächtiger als Ihr, Löwenzahn.
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Aber wir beide... Warum habt Ihr
diese Truthähne nur eingeladen?
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Die Prinzessin ist da.
Warum ist sie noch nicht hier?
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Sie malt.
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(Beatrix) Prinzessin Roswitha!
Ich will nicht.
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Roswitha, wir warten.
Die Kerzen brennen herunter.
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Die Zeit wird den Freiern
lang. Und du malst!
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Das macht Spaß.
Lass die Pinselei.
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Du hast kein Festkleid an und bist
nicht frisiert. Du blamierst mich.
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Warum ist meine Tochter nicht
fertig? Wozu seid ihr da?
-
Die Prinzessin schickte uns weg.
Redet nicht, eilt Euch!
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Ottilie, Sophie!
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(bittend) Schnell, Kind.
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Du weißt, ich mag dieses Fest nicht.
Und diese Männer, die mich angaffen.
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Siebenundsechzig Freier aus besten
Familien stellte ich dir vor.
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Aber dir ist keiner recht.
Ich will keinen von ihnen zum Mann.
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Denkst du, mir macht das Spaß?
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Ich will statt der ständigen Feste
lieber deine Hochzeit ausrichten.
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(ermahnend) Prinzessin!
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Au! Nicht so fest!
Das Kleid ist fürchterlich.
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Fürchterlich teuer.
Bunt und geschmacklos!
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Aber du siehst darin schöner aus
als jede andere Prinzessin.
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Wie eine Marionette, eine
kitschige Puppe zum Vorzeigen.
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Ein Pfau, der nur gefällt,
wenn er sein Rad schlägt.
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Heute wirst du einem Mann
deine Hand reichen!
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Ich weiß. Die schönsten Freier habt
Ihr zusammengesucht. Wie immer.
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Griesgram, Vogelscheuche und
Hagestolz. Ich will sie nicht!
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Sei nicht wieder so garstig zu den
edlen Herren. Verspotte sie nicht!
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Prinzessin!
Eine hässliche Frisur.
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Halte still! Du musst
den Herren gefallen.
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Ich denke, sie müssen mir gefallen.
Nur ein einziger:
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König Heinz Eduard, der Reiche.
Sieh dir den gut an!
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Ist er ein schöner und kluger Mann?
Er ist reich und mächtig.
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Heiratest du ihn, wird aus unseren
beiden Ländern ein mächtiges Reich.
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Schön, dass er dir gefällt. Aber
ich soll doch einen Mann heiraten.
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Was ist, wenn mir
ein anderer gefällt?
-
Von mir aus auch ein anderer.
Du hast die freie Wahl.
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Aber Heinz Eduard ist wirklich
ein interessanter Mann.
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Sieh ihn dir doch erst einmal an!
Nein, Schluss!
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So soll ich herumlaufen? Mein
eigenes Haar sieht viel besser aus!
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Geschmackloser Plunder!
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Diese Klunker! Und dieses
Rosenmuster! Ich will das nicht!
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Nur für dieses Fest!
Ich will mein Lieblingskleid!
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Roswitha, was machst du? Die Freier
warten. Wir sind blamiert!
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Gut, ich komme dir zuliebe zum Fest.
Aber ich ziehe an, was ich will.
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Geht alle raus! Ich kann
mich allein anziehen.
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"Allein anziehen"...
Eine Prinzessin!
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Festliche Fanfarenklänge
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Trommelwirbel, Schlagzeugsolo
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Prinzessin Roswitha.
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Edle Herren, liebwerte Gäste!
Ihr seid von nah und fern gekommen.
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Zu meiner liebreichen Tochter,
Prinzessin Roswitha.
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Sie wird einen von Euch zum
künftigen Ehegemahl wählen.
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Ein großer Tag ist heute.
Ein schöner Tag.
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Möge diese Stunde...
Möge diese Stunde...
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...zu der Ihr edlen Herren von
ferne kamt, mich zu besichtigen...
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Möge diese Stunde
nun schnell beginnen.
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Ich hoffe, sie vergeht schnell.
Sei nett! Kein Spott bitte.
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Zeremonienmeister
stellt Gäste vor.
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König Wenzel von Weinreich,
der Dreizehnte!
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Meine Verehrung, holde Prinzessin.
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Bitte werdet meine Frau.
Werdet Königin von Weinreich!
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Junker Balduin von Backenstreich!
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Liebreiche Prinzessin, die Ihr in
all meinen glücklichen Träumen...
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An meiner Seite Aug in
Auge tief versenkt...
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Hast du den Herren nichts zu sagen?
Gewiss. Ich kann auch etwas sagen.
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König Wenzel! Schwank und
lang hat keinen Gang.
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Er mag den Wein aus der Dachtraufe
trinken, aber nicht um mich werben.
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Junker Balduin! Kurz und dick
hat kein Geschick.
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Wer hat den Kleinen nur an
dieses Schwert gebunden?
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Junker Milchbart, Ihr wärt sicher
lieber im Schloss bei Eurer Mama.
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Ich will ihn nicht.
Prinzessin!
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Fürst Zacharias von Zackenschwert!
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Prinzessin Roswitha! Ich veredele
den Glanz Eurer Schönheit.
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Durch meinen Kriegsruhm, den ich
auf den Schlachtfeldern erwarb.
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Abends am Kamin erzähle ich Euch
viele wunderliche Kriegserlebnisse.
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So die 40-tägige Verheerung...
Gefällt er Euch, Fräulein Beatrix?
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Er sieht doch aus
wie der bleiche Tod.
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Er soll sein ruhmvoll kahles Haupt
mit farbigen Bändern behängen.
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Und seine Kriegsorden daran
knüpfen. Ich will ihn nicht.
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Herzog Adolar von Antenpfiff.
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Schönste aller Schönen!
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Ich bin der Eure. Ich neige mich
in Demut und Ergebenheit vor Euch.
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Wir können unsere Hochzeitsreise
in das herrliche Würzburg machen.
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Wenn Ihr aber lieber in
unserem Bergschloss...
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Wir können schöne Ausflüge ins Freie
unternehmen. Zu Fuß oder zu Pferde.
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Ich wollte, meine Großmutter lebte
noch. Sie würde gern mit Euch reisen.
-
Herzog Adolar: grünes Holz, hinterm
Ofen getrocknet. Ich will Euch nicht.
-
Die Prinzessin benimmt sich wie toll
Aber sie ist toll!
-
Wusstet Ihr das nicht?
Ja?
-
Ich verbiete dir diesen Spott!
Unterhalte dich mit deinen Freiern!
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Prinz Kasimir.
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Erlaubt, gnädigste Prinzessin.
Ich erlaube, junger Herr.
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Wie kommt Ihr hierher? Ihr passt
nicht zu den anderen Freiern.
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Ich kam nicht, um zu den anderen zu
passen. Ich möchte zu Euch passen.
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Ihr tragt einen hübschen weißen
Umhang. Woher habt Ihr den Stoff?
-
Ihr scherzt, Prinzessin.
Mein Umhang ist schwarz.
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Ihr meint, er ist schwarz.
Ich finde, er ist weiß.
-
Ganz Eurer Meinung. Er ist
weiß, wenn Ihr das sagt.
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Seid Ihr farbenblind? Er ist grün.
Wie die Wiese, Gras, Blatt, Baum.
-
Ganz Eurer Meinung: grün.
Wie Gras, Blatt, Wiesen.
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Er plappert mir ein bisschen
viel nach. Richtig, Vater?
-
Wie ein Papagei.
Ich will ihn nicht!
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König Heinz Eduard!
-
Heinz Eduard, der Reiche.
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Das Weinfass?
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"Weinfass"... Euer Witz ist
köstlich, teuerste Roswitha.
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Er kann für Euch teuer werden.
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Sicher wollt Ihr zeigen,
wie reich Ihr seid.
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Gewiss. Dreitausend
Äcker gehören mir.
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Drei Schlösser! Dreißig Dörfer!
Dreizehntausend Menschen leben da.
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Dazu dreitausend Bewaffnete!
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Ich sehe, Ihr könnt bis drei zählen.
Dann erlaubt, König Heinzelmann,
-
dass ich mir Euren Antrag
dreimal drei Mal überlege.
-
Dreimal drei, das ist...
-
Das ist... Was meint Ihr,
wer ich bin, Prinzessin?
-
(gekränkt) "König Heinzelmann"!
-
Und der Vater schaut zu, wie
die Tochter alle verspottet!
-
Oh, mein Herz! Mein Magen!
Ich muss eine Kleinigkeit essen.
-
König Heinz Eduard, verzeiht bitte.
Sie ist jung und übermütig.
-
Hochmütig! Ja!
-
Graf Eitelfritz von Supp!
-
Ich verbeuge mich vor Euch
bis zu den Spitzen meiner Schuhe.
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Und ich mich bis zu den Fußsohlen.
-
Ich bin der Eure,
bis unter den Boden.
-
Dann sehen wir uns
im Keller wieder.
-
Ich bin der Eure bis
in die Tiefen der Hölle.
-
Da könnt Ihr auch bleiben.
-
Der Teufel wird sich über Euch
aufgeputzten Truthahn totlachen.
-
Ich will Euch nicht.
-
Sieh an. Mein hilfreicher Ritter
"Siebenmal hinter dem Wind".
-
Was redest du?
Hat das Käuzchen schon geschrieen?
-
Verzeiht, König Löwenzahn.
-
Eure sanftmütige Tochter
begrüßt nur einen alten Freund.
-
Vor einer Stunde wünschte sie
uns "Auf Nimmerwiedersehen".
-
Prinzessin! Ich kam nun schneller,
als Ihr hoffet. Werdet meine Frau.
-
Ich wusste, Ihr seid ein Spaßvogel.
Ihr seht auch aus wie ein Vogel!
-
Sein Bart ist gebogen wie
der Schnabel einer Drossel.
-
König Drosselbart soll er heißen.
Drosselbart?
-
König Drosselbart, König Drosselbart!
Genug, Prinzessin!
-
Ich dulde deinen Spott nicht mehr!
Schimpf und Schande tut sie uns an!
-
Diese junge Gans hat mich verhöhnt!
- "Milchbart" nannte sie mich!
-
Alle schimpfen durcheinander.
-
Das habt Ihr mit Eurem
Liebreiz erreicht.
-
Du hast alle meine Gäste beleidigt!
-
Du wirst den ersten Bettler, der
vor mein Schloss kommt, heiraten.
-
Einen Bettler? Was redet
Ihr für einen Unsinn, Vater.
-
Dreimal drei, König Heinzelmann...
- Unerhört! Diese Person!
-
Allgemeine Empörung
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Den erstbesten Bettler!
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Ich habt Euch schlecht betragen.
Ich sagte es vorher:
-
Ich will keinen von ihnen.
300 Äcker... Dieser Dickbauch!
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Ihr wart gemein zu den Freiern.
-
Ja, sie haben Fehler. Aber
eine Prinzessin spottet nicht.
-
So zornig sah ich
den König noch nie.
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Musik und Gesang draußen.
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(Bettler singt) Keine Rose, keine
Nelke kann blühen so schön,
-
als wenn zwei verliebte Seelen
beieinander tun stehn.
-
Kein Feuer, keine Kohle
kann brennen so heiß
-
als heimliche Liebe,
von der niemand was weiß.
-
Setze du mir einen Spiegel
ins Herze hinein.
-
Dann du kannst sehen,
wie so treu ich es mein'.
-
Ein Spielmann!
-
Stumme Szene
-
Ein Spielmann!
-
(singt) Dann du kannst sehen
wie so treu ich es mein.
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Löwenzahn, hört Ihr? Ein
Spielmann am Schlosstor!
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Es ist ein Spielmann. Ein Bettler!
- Der erste Bettler vor Eurem Tor.
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Verlangt das nicht von mir.
Gesagt ist gesagt.
-
Hat uns Eure Tochter
verschmäht und verspottet?
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Wollt Ihr Euer Wort brechen?
- Sie muss diesen Bettler heiraten!
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Als Strafe für ihren Hochmut!
- Sonst räche ich mich an Euch.
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Holt die Prinzessin.
Ruft den Spielmann.
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Ihr habt mich rufen lassen, Vater.
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Spielmann! Dein Gesang gefiel mir.
Du sollst eine Belohnung erhalten.
-
Ich gebe dir meine
Tochter zur Frau.
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Wollt Ihr wirklich, dass
ich einen Bettelmann...
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Ich erfülle, was ich sagte.
Der erste Bettelmann...
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Diesen armseligen Spielmann
soll ich heiraten?
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Diesen Bettelmann!
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Die Belohnung gefällt mir sehr.
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Komm, Prinzessin!
- Finger weg!
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Ziemt sich das für ein Braut?
Braut nennst du mich?
-
Wie böse und wild! Sie kratzt
und faucht wie eine Katze.
-
Dabei hatte ich mir eine
schönere Frau gewünscht.
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Du bist schön. Aber hässlich,
wenn du schreist und tobst.
-
Bitte den Vater um die Vermählung.
Nein. Ich will nicht!
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Er ist ein Habenichts! Hat nichts
und ist nichts! Ich will nicht!
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Freier lachen schadenfroh.
-
(leise) Das wirst du
nie wieder tun.
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Feierliche Musik
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Ihr seid nun Mann und Frau.
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Als Frau eines Spielmanns
schickt es sich nicht,
-
dass du im Schloss bleibst. Du
kannst mit deinem Mann fortziehen.
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Jetzt? So soll ich gehen?
So wie ich bin?
-
Und meine schönen Kleider?
So bist du am schönsten.
-
Meine Diener, Kutsche und Pferde!
Pferde? Auf Schusters Rappen!
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Hörst du? Sie lachen
über meine Frau.
-
Sollen sie nur! Prinzessin Roswitha
hat einen Habenichts geheiratet!
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Sollen sie doch lachen!
-
(schreit) Sie sollen aber
nicht lachen!
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Plötzliche Stille
-
Wem gehört dieser Wald?
Der gehört dem König Drosselbart.
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Hättest du ihn genommen,
wäre er dein.
-
Ach! Ich armes Mädchen zart, hätt'
ich genommen den König Drosselbart.
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Wem gehört die große Wiese?
Die gehört dem König Drosselbart.
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Hättest du ihn genommen,
wäre sie dein.
-
Ach, hätt' ich genommen
den König Drosselbart...
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Wem gehört die schöne Stadt?
Dem König Drosselbart.
-
Hättest du ihn genommen,
wäre sie dein.
-
Ach, hätt' ich genommen
den König Drosselbart!
-
Mir gefällt nicht, dass du dir
einen anderen Mann wünschst.
-
Warum hast du ihn nicht genommen?
-
Leute, kauft Äpfel und Birnen!
Esst mehr Obst! Das hält gesund.
-
Ich möchte vier Mohrrüben.
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Ich will einen Apfel.
-
Ich habe kein Geld.
Aber ich will einen Apfel!
-
Wenn du etwas willst,
müssen wir es uns verdienen.
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(singt) Wer reich wird ohne Sinn
und gibt dem Hochmut dann sich hin,
-
weil er so reich,
der wird oft unerträglich.
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Zu reich und auch zu arm
betören täglich
-
bei vielen Menschen den Verstand.
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Weil großer Reichtum
Zucht verschlingt,
-
und Armut um Besinnung bringt, wird
beides rechtens "schlecht" genannt.
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Schönes Lied.
-
Stimmengewirr,
Rufe der Marktleute
-
Nun können wir uns
was zu essen kaufen.
-
Den schönsten bitte.
Hier. Süß und saftig.
-
Danke, gute Frau.
Danke, Spielmann.
-
Bitte.
-
Ich will ihn nicht mehr.
-
Na, dann komm!
-
Komm mit!
-
Wem mag das elende Häuschen gehören?
Das ist unser Haus. Hier wohnen wir.
-
In dieser Hütte?
Ja.
-
In dieser elenden Räuberhöhle? Ich
gehe niemals über diese Schwelle.
-
Am Hochzeitstag wirst du getragen.
-
Von deinem Bräutigam.
-
Das ist dein Herd.
Sei willkommen, liebe Frau.
-
Mir ist kalt. Wo sind die Diener?
Diener?
-
Was du getan haben willst,
musst du selber tun.
-
Mach Feuer, setz Wasser auf! Koche
uns Essen. Du bist die Hausfrau.
-
Der Feuerstein.
-
Wie soll ich das können? In meines
Vaters Schloss... Schau her!
-
Wie soll ich Essen kochen?
Ich kann das nicht.
-
Und ich will es nicht!
In Vaters Schloss...
-
Wir wollen doch aber essen.
-
Gut. Dann essen wir
heute eben nichts Warmes.
-
Wir haben ja noch den Apfel.
-
Wir müssen uns den aber teilen.
-
Spielmann beißt krachend
in den Apfel.
-
Morgen schmeckt es
schon viel besser.
-
Ich zeige dir, wie man mein
Lieblingsessen kocht.
-
Fleischklößchen mit Petersiliensoße.
Petersiliensoße...
-
Jetzt gehen wir schlafen.
-
Wo soll ich mich waschen?
-
Vor der Tür ist eine Quelle.
Ich hole dir frisches Wasser.
-
Und wo ist ein Spiegel?
-
Hier. Guck rein!
-
Keinen Tag länger
bleibe ich bei dir!
-
So geht es nicht weiter, Frau.
Unser Vorrat ist aufgezehrt.
-
Wenn wir essen und trinken wollen,
musst du mit mir Körbe flechten.
-
Ich? Körbe flechten?
-
Im Schloss musste ich nie arbeiten.
Ich kann so etwas nicht.
-
Ich zeige es dir.
-
Schau her!
-
Probier mal!
-
(schreit) Ich will das nicht
lernen! Wozu auch?
-
Etwas Geduld musst du schon haben.
Ich will keine Körbe flechten!
-
Soll ich mir meine zarten Hände
zerstechen? Das ist für Männerhände!
-
Morgen zeige ich dir was anderes.
Etwas für Frauenhände.
-
Na, gefällt dir das?
-
Das kann jedes Mädchen.
Komm, versuche es!
-
So schnell lernt man das
nicht. Versuch es noch mal.
-
Au!
-
Ich will das nicht lernen!
Ich bin eine Prinzessin!
-
Meine Finger sind zu zart dafür!
In meines... Vaters Schloss...
-
...musste ich nicht spinnen.
-
Frau, mit dir ist es schlimm.
-
Ich wage den letzten Versuch:
Ein Handel mit Geschirr.
-
Wenn das Steinzeug bemalt wäre,
sähe es noch besser aus.
-
Ja. Willst du das machen?
Ja.
-
Hier. Farben und Pinsel.
-
Prinzessin singt vor sich hin.
-
Sieh mal!
-
Wunderschön.
- Wirklich?
-
Ja, es ist wirklich schön.
-
Im Schloss lobte man mich
nie für meine Pinselei.
-
Das gefällt den Leuten.
Du wirst es gut verkaufen.
-
Ich? Ich soll mich auf den Markt
setzen und Krüge verkaufen?
-
Ich soll Ware feilbieten
wie ein Marktweib?
-
Was ist dabei? Wir
müssen davon leben.
-
Bitte! Bitte schick mich
nicht auf den Markt. Ja?
-
Wenn nun Leute aus meines Vaters
Reich kommen und mich da sehen...
-
Sie werden mich verspotten!
Aber nein.
-
Niemand wird dich verspotten.
-
Schade, dass wir ihn
verkaufen müssen.
-
Wir behalten deinen ersten Krug.
-
Stimmengewirr. Marktfrauen
rufen ihre Ware aus.
-
Kauft Obst! Schöne Äpfel, rotbäckig
und süß! Und feine Küchengewürze!
-
Nachbarin, ihr müsst eure Ware
ausrufen. Das machen alle.
-
Einen Milchkrug hätte ich gern.
Diesen dort. Was kostet er?
-
Drei Kreutzer?
Bitteschön.
-
Danke.
-
Vielen Dank.
-
Frische saftige Birnen!
-
(zaghaft) Töpfe! Schüsseln!
Bemalte Krüge und Becher!
-
Zuckerkringel, Honigkuchen, Brot!
Ihr müsst viel lauter schreien.
-
Herrliche Äpfel! Die Nachbarin
hat die passende Obstschale dazu.
-
Sie hat auch Suppenteller! Und bei
mir gibt es alles für die Suppe.
-
Dreimal Lauch, bitte.
- Seht Ihr? So geht das.
-
Ich kann mein Geschirr ohne
Eure Ratschläge verkaufen.
-
Kauft Obst, Leute!
-
Was kramt Ihr da?
Müsst Ihr alles anfassen?
-
Ich suche einen großen Topf
zum Gurkeneinlegen.
-
Diese sind zu klein.
Die kleinen sind nicht größer.
-
Sucht mir bitte drei Teller aus.
Sucht selbst!
-
Weiß ich, was Euch gefällt?
Mir gefallen alle Teller.
-
Ich muss nicht bei Euch kaufen.
Dann nicht.
-
So findet Ihr wenig Käufer.
Ach, lasst mich doch in Ruhe!
-
Kauft Äpfel, frische Äpfel!
-
Nehmt Ihr nun den Topf oder nicht?
Dein Geschirr ist schön bemalt.
-
Der gefällt mir besonders.
Wenn er nur größer wäre!
-
Ich nehme ihn aber, weil
er mir so gut gefällt.
-
Was kostet er?
- Vier Kreutzer.
-
Danke schön.
-
Ein schöner Topf.
Auf Wiedersehen!
-
(ruft jetzt lauter) Kauft Geschirr!
Selbst bemalt, bunt!
-
Ich verdiente nicht viel. Aber
für einen Teil kaufte ich Essen.
-
Das ist sehr schön für den Anfang.
Jemand kaufte fünf Becher.
-
Eine Frau lobte die Muster.
-
Nächstes Mal setze ich mich nicht
zwischen die dummen Marktfrauen.
-
Was hast du gegen sie?
Sie mischen sich in alles ein.
-
Morgen setze ich mich an die Ecke.
Keiner redet mir dort dazwischen.
-
Keine Marktfrau sitzt dort.
Ich bin keine Marktfrau.
-
Da bleiben weniger Käufer stehen.
Ich setze mich an die Ecke!
-
Dort kann ein Unglück passieren.
Reiter kommen vorbei, Kutschen!
-
Ich muss auf den Markt. Also setze
ich mich da hin, wo ich will.
-
Kauft bunte Teller, Schüsseln,
Krüge und Becher!
-
Bemalte Töpfe! Wunderschöne
Schüsseln mit Blumenmuster!
-
Becher in vielen Größen!
Verschiedene Teller!
-
Komm weiter!
-
Töpfe, Teller, Schüsseln, Krüge!
-
Schönere bekommt ihr nirgends!
Warum stehst du an der Ecke?
-
Wer soll dir hier etwas abkaufen?
Scher dich weg, Naseweis.
-
Du hast mir nichts zu sagen.
Na schön. Mir soll's egal sein.
-
(Reiter) Hoj! Ho!
-
(weint) Nein, nein!
-
Das schöne Geschirr. Alles kaputt.
- Helft ihr doch!
-
Mitleidige Stimmen
-
Ist Euch selbst was geschehen?
-
(Gedanken) Spiegelbild!
Sag, wohin soll ich gehen?
-
Ich kann nicht mehr
zurück zu meinem Mann.
-
Ich schäme mich. Er war so gut.
-
Sag, Spiegelbild: Was soll ich tun?
Zurück in meines Vaters Schloss?
-
Wird der Vater mich
willkommen heißen?
-
Ist es zur Heimkehr
vielleicht zu früh?
-
Sag, Spiegelbild:
Was ist aus mir geworden?
-
Ich bin nicht, die ich früher war.
-
Vielleicht sollte ich fort, weit
fort. Dahin, wo mich keiner kennt.
-
Weißt du, was gut wäre für mich?
-
Guten Morgen. Kennst du Pilze?
-
Ist der giftig?
- Ich weiß nicht.
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Ein Satanspilz ist es nicht.
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Aber ein Steinpilz auch nicht.
Ich werfe ihn besser weg.
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Du hast ja schon viele gefunden.
Das muss ich auch.
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In der königlichen Küche
werden viele gebraucht.
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Für welche Küche suchst du Pilze?
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Ich bin Küchenjunge bei
unserem jungen König Hans.
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Braucht ihr vielleicht
ein Küchenmädchen?
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Kannst du so gut kochen?
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Ein bisschen. Fleischklößchen
mit Petersiliensoße.
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Das ist das Lieblingsessen
unseres Königs.
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Also komm mit!
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Der Küchenmeister ist streng.
Aber du wirst ihm gefallen.
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Guten Morgen!
(alle) Guten Morgen, Majestät.
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Ich ließ euch von der Arbeit rufen,
weil ich euch um Hilfe bitten will.
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Ich suche eine junge Frau.
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Sie ist so schön, dass kein
Maler sie schöner malen kann.
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Sie hat eichhörnchenrotes Haar
und Augen, so blau wie das Meer.
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Fragt Verwandte und Bekannte,
ob sie so ein Mädchen sahen!
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(Küchenmeister) Ist sie das?
Eure Beschreibung passt.
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Sie ist es... leider nicht.
Aber sie sieht ihr sehr ähnlich.
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Schade. Ich hätte Euch
gern geholfen.
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Tanzmeister gibt Anweisungen
auf Französisch und Deutsch.
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Das Tempo steigern.
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Es soll nicht würdevoll
sein, sondern lustig.
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Junge Mädchen sollten mit
den Herren lebhafter tanzen!
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Ein Hochzeitstanz ist doch freudig!
Wer hält denn Hochzeit?
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Ich weiß nur, in zwei
Stunden ist es so weit.
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Der Hochzeitstanz ist bis
dahin fertig. Danke.
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Schnell, schnell!
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Schneller! Der König wünscht es.
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Vorwärts!
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Mehr Haltung, meine Damen. Mehr
Zurückhaltung! Sie sind bei Hofe.
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Herr König, die Hochzeitskleider.
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Meister von Nadel und Faden,
lasst sehen! Danke.
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Schön, sehr schön.
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Nur...
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Wird es auch passen?
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Ohne Anprobe? Da möchte
ich mich nicht verbürgen.
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Moment.
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(Tanzmeister) Marianne!
Majestät rufen.
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Großartig! Ich danke Euch. Das
ist Euer Meisterstück, Schneider.
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Es wird vorzüglich passen.
Ein wunderschönes Kleid.
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Wer ist denn die Braut?
Du leider nicht.
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Ich weiß nur: Das wird das schönste
Hochzeitsfest, das es je gab.
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Bitte wieder weiter!
Beschwingt, ausgelassen!
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Musik bitte. Noch einmal,
meine Damen und Herren!
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(verzweifelt) Rundtanz!
Was ist das? Mein Gott!
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Haltung, meine Damen! Haltung!
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Seid Ihr zufrieden mit dem neuen
Küchenmädchen, das Ihr mir zeigtet?
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Ja. Sie ist fleißig, hat Spaß an der
Arbeit und kocht mit viel Fantasie.
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Fleischklößchen mit Petersiliensoße
macht sie vorzüglich.
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Sie soll es als Hochzeitsessen
zubereiten. Ist Euch das recht?
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Ja. Unter einer Bedingung:
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Das Küchenmädchen soll die Speise
selbst zur Hochzeitstafel bringen.
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Was Ihr wollt.
Wie es uns gefällt.
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Tanzmeister gibt Anweisungen.
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Sagt mir, wer hält denn Hochzeit?
Die Braut weiß es selbst noch nicht.
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Keiner kennt das Hochzeitspaar.
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Die Fleischklößchen gelingen dir
wie keinem hier. Sogar mir nicht.
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Du musst mir das Geheimnis
mal verraten. Übrigens...
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Stumme Szene
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Ich soll in den Saal?
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(Diener) Alles fertig?
Das Hochzeitsessen beginnt.
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Die Suppe steht dort. Barsch mit
Zitronensoße zwei Gänge später.
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Eis aus dem Keller holen, garnieren.
Muss ich wirklich...
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Eine frische Schürze!
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Binde sie um und geh
mit den anderen hinauf.
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Geht nicht so schusselig mit
der Salatgarnierung um!
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Spart nicht mit den Spargelspitzen!
Den Pudding ohne Soße, mit Zucker!
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Im Saal beginnt die
Musik zu spielen.
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Stumme Szene
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Liebe Gäste, herzlich
willkommen zum Hochzeitsfest.
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Zu meinem Hochzeitsfest.
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Ich hab es gesagt.
Der König selbst!
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Wer ist die Braut? Ich sehe die
Frage auf allen Gesichtern.
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Ich bitte Euch um Geduld. Sie wird
gleich hier sein. Auf mein Wohl!
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Danke. Zuerst den Hochzeitstanz!
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Darf ich bitten,
Prinzessin Allerliebst?
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Ihr seid der König?
Drosselbart.
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Oder Bruder Lustig. Wie Ihr wollt.
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Augenblick. Ich muss
meine Braut zurückholen.
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Das Küchenmädchen ist die Braut?
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Na, wenn das kein Glück bringt...
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Nun sieh mich einmal an.
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Du bist der Spielmann? Mein Mann?
Ich bin dein König Drosselbart.
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Ich war der Spielmann und der
Reiter, der dein Geschirr zerbrach.
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Kannst du mir verzeihen?
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Ich kann.
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Hoch! Das Paar soll leben!
- (Alle) Hoch! Hoch!
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Fröhlicher Hochzeitstanz
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Jubelrufe
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Stumme Szene
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Schneller?
Schneller!
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Aber nur so schnell,
dass kein Rad abgeht.
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Man müsste schnell sein können wie
der Wind. Fliegen wie ein Vogel!
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Untertitel:
Claudia Streibig