**König Drosselbart** (1965) *dTV - MDR - 01. Mai 2012* Warum fährt er nicht schneller? Noch schneller? Schneller, Sebastian! Prinzessin! Fräulein Beatrix? Schneller! Warum fährst du nicht schneller? Habt Ihr Angst? Man müsste so schnell sein wie der Wind. Fliegen wie ein Vogel! Schneller! Schneller! Kannst du nicht besser kutschieren? Aber Ihr habt selbst befohlen... Ein guter Kutscher verliert kein Rad bei einer kleinen Spazierfahrt. Wir durften nicht so schnell fahren. War das schnell? Schneckentempo war es nicht. Stehe zu Diensten, schöne Damen. Das ist nicht lustig. Der Schaden ist schnell behoben. Ich bat Euch nicht um Hilfe, Bruder Lustig. Wollt Ihr zu Fuß gehen, Schwester Kratzbürste? Vielleicht. Bevor ich warte, bis Ihr endlich das Rad repariert habt... (ermahnend) Prinzessin! Ihr seid eine Prinzessin? Wie nennt man Euch? Prinzessin Übermut oder Allerliebst? Prinzessin Roswitha. Aber das kann Euch egal sein. (spöttisch) Sehr freundlich. Gute Erziehung. Darf ich Euch dennoch untertänig bitten, die Gäule zu halten? Das könnte Euch so passen! Erst Hilfe anbieten und dann selbst welche brauchen. Ich mache das, Kutscher. Ihr versteht Euer Handwerk, sonst wäre es Euch schlimmer ergangen. Wir kommen zu spät zum Fest. Euer Vater wird warten. Dann wartet er eben. Er lud die Gäste für Euch ein. Einen dürft Ihr zum Mann nehmen. Die Herren warten. Sollen sie. Ich darf heiraten? Nein, ich soll! Der Schaden ist behoben. Wir können weiterfahren. Was hast du da? Nichts. Kleine Schramme. Wenn das Euer Vater sehen würde! (Sebastian) Danke. Beeil dich, Sebastian! Der Vater wartet. Wir müssen nach Hause. Wenn Ihr gestattet, begleite ich Euch zum Fest. Bruder Lustig hat gelauscht. Was sagt Ihr dazu? Sieht er aus wie ein Edelmann oder König? Prinzessin! Doch, er ist ein König. Sein Königreich ist da, wo sich Hase und Fuchs "Gute Nacht" sagen. Nicht ganz. Es ist siebenmal hinter dem Wind, wo das Käuzchen schreit. Die schönsten Mädchen finden es am ehesten. Ich will gar nicht danach suchen. Grüßt Euer Käuzchen! Danke für Euern Witz. Auf ein fröhliches Wiedersehen. Auf Nimmerwiedersehen, "König". Gnädigste. Danke. Festliche Fanfarenklänge Die Prinzessin! Die Prinzessin ist noch nicht da von der Spazierfahrt. - Aufhören! Meine Herren, die Prinzessin ist noch nicht da. Wir müssen warten. Ich bin drei Tage hierher geritten, um Eurer Tochter zu gefallen. Nun muss ich warten! - Ihr sagtet, sie ist gut erzogen. Ich hätte mich noch schöner gemacht. - Ganz Eurer Meinung. Was ist? Beginnt das Fest? - Die Prinzessin ist nicht da. So! Schlechte Planung! Ich verdurste bald. Wein! Geduld, liebe Freunde. Noch ein Weilchen Geduld. Vertreibt Euch nach Lust und Laune die Zeit, edle Herren! Zum Wohl! (alle) Zum Wohl! Prinzessin Roswitha wird Euch durch ihre Schönheit entschädigen. Sie wird einen von Euch zum Manne nehmen. Mich! Ich weiß es. Euch? Ihr erlaubt, dass ich kichere. Die Prinzessin hat Geschmack. Ihr seid viel zu alt. Die Prinzessin ist klug. Sie wird mich zu schätzen wissen. Sündhaft süffig. Mehr! Mich ruft des Weines Glut, die uns Verliebte unterstützt. Spielen wir, bis meine Braut kommt? Schafskopf? Sechsundsechzig? Ihr seid selbst ein Schafskopf, wenn Ihr meint, sie wählt Euch. Ja, bitte? - Schafskopf? Oder 66? Nach meiner Hochzeit. Ist die Prinzessin da? Nein. - Dann bis später. Liebreiche Prinzessin, die Ihr in meinen Träumen... An meiner Seite, Aug in Auge tief verbrannt... Versengt? Versenkt! Mein Schweigen ist beredsam, die Blicke sprechen Bände. Wartet, bis ich mit der Prinzessin verheiratet bin. Dann sollt Ihr oft zum Kartenspiel auf unsere Burg kommen. Wenn Roswitha meine Frau ist, bringe ich sie gern zum Spielabend mit. Roswitha? Prinzessin? Aber sie kann nur einen von uns heiraten. Ich bin ganz Eurer Meinung. Wozu die anderen Freier? Ich allein werde Roswitha gefallen. Meint Ihr doch auch. - Ihr sollt zufrieden sein, König Heinz Eduard. Sie trifft sicher die richtige Wahl. Ich bekomme sie zur Frau. Unsere Reiche werden vereint. Ich bin mächtiger als Ihr, Löwenzahn. Aber wir beide... Warum habt Ihr diese Truthähne nur eingeladen? Die Prinzessin ist da. Warum ist sie noch nicht hier? Sie malt. (Beatrix) Prinzessin Roswitha! Ich will nicht. Roswitha, wir warten. Die Kerzen brennen herunter. Die Zeit wird den Freiern lang. Und du malst! Das macht Spaß. Lass die Pinselei. Du hast kein Festkleid an und bist nicht frisiert. Du blamierst mich. Warum ist meine Tochter nicht fertig? Wozu seid ihr da? Die Prinzessin schickte uns weg. Redet nicht, eilt Euch! Ottilie, Sophie! (bittend) Schnell, Kind. Du weißt, ich mag dieses Fest nicht. Und diese Männer, die mich angaffen. Siebenundsechzig Freier aus besten Familien stellte ich dir vor. Aber dir ist keiner recht. Ich will keinen von ihnen zum Mann. Denkst du, mir macht das Spaß? Ich will statt der ständigen Feste lieber deine Hochzeit ausrichten. (ermahnend) Prinzessin! Au! Nicht so fest! Das Kleid ist fürchterlich. Fürchterlich teuer. Bunt und geschmacklos! Aber du siehst darin schöner aus als jede andere Prinzessin. Wie eine Marionette, eine kitschige Puppe zum Vorzeigen. Ein Pfau, der nur gefällt, wenn er sein Rad schlägt. Heute wirst du einem Mann deine Hand reichen! Ich weiß. Die schönsten Freier habt Ihr zusammengesucht. Wie immer. Griesgram, Vogelscheuche und Hagestolz. Ich will sie nicht! Sei nicht wieder so garstig zu den edlen Herren. Verspotte sie nicht! Prinzessin! Eine hässliche Frisur. Halte still! Du musst den Herren gefallen. Ich denke, sie müssen mir gefallen. Nur ein einziger: König Heinz Eduard, der Reiche. Sieh dir den gut an! Ist er ein schöner und kluger Mann? Er ist reich und mächtig. Heiratest du ihn, wird aus unseren beiden Ländern ein mächtiges Reich. Schön, dass er dir gefällt. Aber ich soll doch einen Mann heiraten. Was ist, wenn mir ein anderer gefällt? Von mir aus auch ein anderer. Du hast die freie Wahl. Aber Heinz Eduard ist wirklich ein interessanter Mann. Sieh ihn dir doch erst einmal an! Nein, Schluss! So soll ich herumlaufen? Mein eigenes Haar sieht viel besser aus! Geschmackloser Plunder! Diese Klunker! Und dieses Rosenmuster! Ich will das nicht! Nur für dieses Fest! Ich will mein Lieblingskleid! Roswitha, was machst du? Die Freier warten. Wir sind blamiert! Gut, ich komme dir zuliebe zum Fest. Aber ich ziehe an, was ich will. Geht alle raus! Ich kann mich allein anziehen. "Allein anziehen"... Eine Prinzessin! Festliche Fanfarenklänge Trommelwirbel, Schlagzeugsolo Prinzessin Roswitha. Edle Herren, liebwerte Gäste! Ihr seid von nah und fern gekommen. Zu meiner liebreichen Tochter, Prinzessin Roswitha. Sie wird einen von Euch zum künftigen Ehegemahl wählen. Ein großer Tag ist heute. Ein schöner Tag. Möge diese Stunde... Möge diese Stunde... ...zu der Ihr edlen Herren von ferne kamt, mich zu besichtigen... Möge diese Stunde nun schnell beginnen. Ich hoffe, sie vergeht schnell. Sei nett! Kein Spott bitte. Zeremonienmeister stellt Gäste vor. König Wenzel von Weinreich, der Dreizehnte! Meine Verehrung, holde Prinzessin. Bitte werdet meine Frau. Werdet Königin von Weinreich! Junker Balduin von Backenstreich! Liebreiche Prinzessin, die Ihr in all meinen glücklichen Träumen... An meiner Seite Aug in Auge tief versenkt... Hast du den Herren nichts zu sagen? Gewiss. Ich kann auch etwas sagen. König Wenzel! Schwank und lang hat keinen Gang. Er mag den Wein aus der Dachtraufe trinken, aber nicht um mich werben. Junker Balduin! Kurz und dick hat kein Geschick. Wer hat den Kleinen nur an dieses Schwert gebunden? Junker Milchbart, Ihr wärt sicher lieber im Schloss bei Eurer Mama. Ich will ihn nicht. Prinzessin! Fürst Zacharias von Zackenschwert! Prinzessin Roswitha! Ich veredele den Glanz Eurer Schönheit. Durch meinen Kriegsruhm, den ich auf den Schlachtfeldern erwarb. Abends am Kamin erzähle ich Euch viele wunderliche Kriegserlebnisse. So die 40-tägige Verheerung... Gefällt er Euch, Fräulein Beatrix? Er sieht doch aus wie der bleiche Tod. Er soll sein ruhmvoll kahles Haupt mit farbigen Bändern behängen. Und seine Kriegsorden daran knüpfen. Ich will ihn nicht. Herzog Adolar von Antenpfiff. Schönste aller Schönen! Ich bin der Eure. Ich neige mich in Demut und Ergebenheit vor Euch. Wir können unsere Hochzeitsreise in das herrliche Würzburg machen. Wenn Ihr aber lieber in unserem Bergschloss... Wir können schöne Ausflüge ins Freie unternehmen. Zu Fuß oder zu Pferde. Ich wollte, meine Großmutter lebte noch. Sie würde gern mit Euch reisen. Herzog Adolar: grünes Holz, hinterm Ofen getrocknet. Ich will Euch nicht. Die Prinzessin benimmt sich wie toll Aber sie ist toll! Wusstet Ihr das nicht? Ja? Ich verbiete dir diesen Spott! Unterhalte dich mit deinen Freiern! Prinz Kasimir. Erlaubt, gnädigste Prinzessin. Ich erlaube, junger Herr. Wie kommt Ihr hierher? Ihr passt nicht zu den anderen Freiern. Ich kam nicht, um zu den anderen zu passen. Ich möchte zu Euch passen. Ihr tragt einen hübschen weißen Umhang. Woher habt Ihr den Stoff? Ihr scherzt, Prinzessin. Mein Umhang ist schwarz. Ihr meint, er ist schwarz. Ich finde, er ist weiß. Ganz Eurer Meinung. Er ist weiß, wenn Ihr das sagt. Seid Ihr farbenblind? Er ist grün. Wie die Wiese, Gras, Blatt, Baum. Ganz Eurer Meinung: grün. Wie Gras, Blatt, Wiesen. Er plappert mir ein bisschen viel nach. Richtig, Vater? Wie ein Papagei. Ich will ihn nicht! König Heinz Eduard! Heinz Eduard, der Reiche. Das Weinfass? "Weinfass"... Euer Witz ist köstlich, teuerste Roswitha. Er kann für Euch teuer werden. Sicher wollt Ihr zeigen, wie reich Ihr seid. Gewiss. Dreitausend Äcker gehören mir. Drei Schlösser! Dreißig Dörfer! Dreizehntausend Menschen leben da. Dazu dreitausend Bewaffnete! Ich sehe, Ihr könnt bis drei zählen. Dann erlaubt, König Heinzelmann, dass ich mir Euren Antrag dreimal drei Mal überlege. Dreimal drei, das ist... Das ist... Was meint Ihr, wer ich bin, Prinzessin? (gekränkt) "König Heinzelmann"! Und der Vater schaut zu, wie die Tochter alle verspottet! Oh, mein Herz! Mein Magen! Ich muss eine Kleinigkeit essen. König Heinz Eduard, verzeiht bitte. Sie ist jung und übermütig. Hochmütig! Ja! Graf Eitelfritz von Supp! Ich verbeuge mich vor Euch bis zu den Spitzen meiner Schuhe. Und ich mich bis zu den Fußsohlen. Ich bin der Eure, bis unter den Boden. Dann sehen wir uns im Keller wieder. Ich bin der Eure bis in die Tiefen der Hölle. Da könnt Ihr auch bleiben. Der Teufel wird sich über Euch aufgeputzten Truthahn totlachen. Ich will Euch nicht. Sieh an. Mein hilfreicher Ritter "Siebenmal hinter dem Wind". Was redest du? Hat das Käuzchen schon geschrieen? Verzeiht, König Löwenzahn. Eure sanftmütige Tochter begrüßt nur einen alten Freund. Vor einer Stunde wünschte sie uns "Auf Nimmerwiedersehen". Prinzessin! Ich kam nun schneller, als Ihr hoffet. Werdet meine Frau. Ich wusste, Ihr seid ein Spaßvogel. Ihr seht auch aus wie ein Vogel! Sein Bart ist gebogen wie der Schnabel einer Drossel. König Drosselbart soll er heißen. Drosselbart? König Drosselbart, König Drosselbart! Genug, Prinzessin! Ich dulde deinen Spott nicht mehr! Schimpf und Schande tut sie uns an! Diese junge Gans hat mich verhöhnt! - "Milchbart" nannte sie mich! Alle schimpfen durcheinander. Das habt Ihr mit Eurem Liebreiz erreicht. Du hast alle meine Gäste beleidigt! Du wirst den ersten Bettler, der vor mein Schloss kommt, heiraten. Einen Bettler? Was redet Ihr für einen Unsinn, Vater. Dreimal drei, König Heinzelmann... - Unerhört! Diese Person! Allgemeine Empörung Den erstbesten Bettler! Ich habt Euch schlecht betragen. Ich sagte es vorher: Ich will keinen von ihnen. 300 Äcker... Dieser Dickbauch! Ihr wart gemein zu den Freiern. Ja, sie haben Fehler. Aber eine Prinzessin spottet nicht. So zornig sah ich den König noch nie. Musik und Gesang draußen. (Bettler singt) Keine Rose, keine Nelke kann blühen so schön, als wenn zwei verliebte Seelen beieinander tun stehn. Kein Feuer, keine Kohle kann brennen so heiß als heimliche Liebe, von der niemand was weiß. Setze du mir einen Spiegel ins Herze hinein. Dann du kannst sehen, wie so treu ich es mein'. Ein Spielmann! Stumme Szene Ein Spielmann! (singt) Dann du kannst sehen wie so treu ich es mein. Löwenzahn, hört Ihr? Ein Spielmann am Schlosstor! Es ist ein Spielmann. Ein Bettler! - Der erste Bettler vor Eurem Tor. Verlangt das nicht von mir. Gesagt ist gesagt. Hat uns Eure Tochter verschmäht und verspottet? Wollt Ihr Euer Wort brechen? - Sie muss diesen Bettler heiraten! Als Strafe für ihren Hochmut! - Sonst räche ich mich an Euch. Holt die Prinzessin. Ruft den Spielmann. Ihr habt mich rufen lassen, Vater. Spielmann! Dein Gesang gefiel mir. Du sollst eine Belohnung erhalten. Ich gebe dir meine Tochter zur Frau. Wollt Ihr wirklich, dass ich einen Bettelmann... Ich erfülle, was ich sagte. Der erste Bettelmann... Diesen armseligen Spielmann soll ich heiraten? Diesen Bettelmann! Die Belohnung gefällt mir sehr. Komm, Prinzessin! - Finger weg! Ziemt sich das für ein Braut? Braut nennst du mich? Wie böse und wild! Sie kratzt und faucht wie eine Katze. Dabei hatte ich mir eine schönere Frau gewünscht. Du bist schön. Aber hässlich, wenn du schreist und tobst. Bitte den Vater um die Vermählung. Nein. Ich will nicht! Er ist ein Habenichts! Hat nichts und ist nichts! Ich will nicht! Freier lachen schadenfroh. (leise) Das wirst du nie wieder tun. Feierliche Musik Ihr seid nun Mann und Frau. Als Frau eines Spielmanns schickt es sich nicht, dass du im Schloss bleibst. Du kannst mit deinem Mann fortziehen. Jetzt? So soll ich gehen? So wie ich bin? Und meine schönen Kleider? So bist du am schönsten. Meine Diener, Kutsche und Pferde! Pferde? Auf Schusters Rappen! Hörst du? Sie lachen über meine Frau. Sollen sie nur! Prinzessin Roswitha hat einen Habenichts geheiratet! Sollen sie doch lachen! (schreit) Sie sollen aber nicht lachen! Plötzliche Stille Wem gehört dieser Wald? Der gehört dem König Drosselbart. Hättest du ihn genommen, wäre er dein. Ach! Ich armes Mädchen zart, hätt' ich genommen den König Drosselbart. Wem gehört die große Wiese? Die gehört dem König Drosselbart. Hättest du ihn genommen, wäre sie dein. Ach, hätt' ich genommen den König Drosselbart... Wem gehört die schöne Stadt? Dem König Drosselbart. Hättest du ihn genommen, wäre sie dein. Ach, hätt' ich genommen den König Drosselbart! Mir gefällt nicht, dass du dir einen anderen Mann wünschst. Warum hast du ihn nicht genommen? Leute, kauft Äpfel und Birnen! Esst mehr Obst! Das hält gesund. Ich möchte vier Mohrrüben. Ich will einen Apfel. Ich habe kein Geld. Aber ich will einen Apfel! Wenn du etwas willst, müssen wir es uns verdienen. (singt) Wer reich wird ohne Sinn und gibt dem Hochmut dann sich hin, weil er so reich, der wird oft unerträglich. Zu reich und auch zu arm betören täglich bei vielen Menschen den Verstand. Weil großer Reichtum Zucht verschlingt, und Armut um Besinnung bringt, wird beides rechtens "schlecht" genannt. Schönes Lied. Stimmengewirr, Rufe der Marktleute Nun können wir uns was zu essen kaufen. Den schönsten bitte. Hier. Süß und saftig. Danke, gute Frau. Danke, Spielmann. Bitte. Ich will ihn nicht mehr. Na, dann komm! Komm mit! Wem mag das elende Häuschen gehören? Das ist unser Haus. Hier wohnen wir. In dieser Hütte? Ja. In dieser elenden Räuberhöhle? Ich gehe niemals über diese Schwelle. Am Hochzeitstag wirst du getragen. Von deinem Bräutigam. Das ist dein Herd. Sei willkommen, liebe Frau. Mir ist kalt. Wo sind die Diener? Diener? Was du getan haben willst, musst du selber tun. Mach Feuer, setz Wasser auf! Koche uns Essen. Du bist die Hausfrau. Der Feuerstein. Wie soll ich das können? In meines Vaters Schloss... Schau her! Wie soll ich Essen kochen? Ich kann das nicht. Und ich will es nicht! In Vaters Schloss... Wir wollen doch aber essen. Gut. Dann essen wir heute eben nichts Warmes. Wir haben ja noch den Apfel. Wir müssen uns den aber teilen. Spielmann beißt krachend in den Apfel. Morgen schmeckt es schon viel besser. Ich zeige dir, wie man mein Lieblingsessen kocht. Fleischklößchen mit Petersiliensoße. Petersiliensoße... Jetzt gehen wir schlafen. Wo soll ich mich waschen? Vor der Tür ist eine Quelle. Ich hole dir frisches Wasser. Und wo ist ein Spiegel? Hier. Guck rein! Keinen Tag länger bleibe ich bei dir! So geht es nicht weiter, Frau. Unser Vorrat ist aufgezehrt. Wenn wir essen und trinken wollen, musst du mit mir Körbe flechten. Ich? Körbe flechten? Im Schloss musste ich nie arbeiten. Ich kann so etwas nicht. Ich zeige es dir. Schau her! Probier mal! (schreit) Ich will das nicht lernen! Wozu auch? Etwas Geduld musst du schon haben. Ich will keine Körbe flechten! Soll ich mir meine zarten Hände zerstechen? Das ist für Männerhände! Morgen zeige ich dir was anderes. Etwas für Frauenhände. Na, gefällt dir das? Das kann jedes Mädchen. Komm, versuche es! So schnell lernt man das nicht. Versuch es noch mal. Au! Ich will das nicht lernen! Ich bin eine Prinzessin! Meine Finger sind zu zart dafür! In meines... Vaters Schloss... ...musste ich nicht spinnen. Frau, mit dir ist es schlimm. Ich wage den letzten Versuch: Ein Handel mit Geschirr. Wenn das Steinzeug bemalt wäre, sähe es noch besser aus. Ja. Willst du das machen? Ja. Hier. Farben und Pinsel. Prinzessin singt vor sich hin. Sieh mal! Wunderschön. - Wirklich? Ja, es ist wirklich schön. Im Schloss lobte man mich nie für meine Pinselei. Das gefällt den Leuten. Du wirst es gut verkaufen. Ich? Ich soll mich auf den Markt setzen und Krüge verkaufen? Ich soll Ware feilbieten wie ein Marktweib? Was ist dabei? Wir müssen davon leben. Bitte! Bitte schick mich nicht auf den Markt. Ja? Wenn nun Leute aus meines Vaters Reich kommen und mich da sehen... Sie werden mich verspotten! Aber nein. Niemand wird dich verspotten. Schade, dass wir ihn verkaufen müssen. Wir behalten deinen ersten Krug. Stimmengewirr. Marktfrauen rufen ihre Ware aus. Kauft Obst! Schöne Äpfel, rotbäckig und süß! Und feine Küchengewürze! Nachbarin, ihr müsst eure Ware ausrufen. Das machen alle. Einen Milchkrug hätte ich gern. Diesen dort. Was kostet er? Drei Kreutzer? Bitteschön. Danke. Vielen Dank. Frische saftige Birnen! (zaghaft) Töpfe! Schüsseln! Bemalte Krüge und Becher! Zuckerkringel, Honigkuchen, Brot! Ihr müsst viel lauter schreien. Herrliche Äpfel! Die Nachbarin hat die passende Obstschale dazu. Sie hat auch Suppenteller! Und bei mir gibt es alles für die Suppe. Dreimal Lauch, bitte. - Seht Ihr? So geht das. Ich kann mein Geschirr ohne Eure Ratschläge verkaufen. Kauft Obst, Leute! Was kramt Ihr da? Müsst Ihr alles anfassen? Ich suche einen großen Topf zum Gurkeneinlegen. Diese sind zu klein. Die kleinen sind nicht größer. Sucht mir bitte drei Teller aus. Sucht selbst! Weiß ich, was Euch gefällt? Mir gefallen alle Teller. Ich muss nicht bei Euch kaufen. Dann nicht. So findet Ihr wenig Käufer. Ach, lasst mich doch in Ruhe! Kauft Äpfel, frische Äpfel! Nehmt Ihr nun den Topf oder nicht? Dein Geschirr ist schön bemalt. Der gefällt mir besonders. Wenn er nur größer wäre! Ich nehme ihn aber, weil er mir so gut gefällt. Was kostet er? - Vier Kreutzer. Danke schön. Ein schöner Topf. Auf Wiedersehen! (ruft jetzt lauter) Kauft Geschirr! Selbst bemalt, bunt! Ich verdiente nicht viel. Aber für einen Teil kaufte ich Essen. Das ist sehr schön für den Anfang. Jemand kaufte fünf Becher. Eine Frau lobte die Muster. Nächstes Mal setze ich mich nicht zwischen die dummen Marktfrauen. Was hast du gegen sie? Sie mischen sich in alles ein. Morgen setze ich mich an die Ecke. Keiner redet mir dort dazwischen. Keine Marktfrau sitzt dort. Ich bin keine Marktfrau. Da bleiben weniger Käufer stehen. Ich setze mich an die Ecke! Dort kann ein Unglück passieren. Reiter kommen vorbei, Kutschen! Ich muss auf den Markt. Also setze ich mich da hin, wo ich will. Kauft bunte Teller, Schüsseln, Krüge und Becher! Bemalte Töpfe! Wunderschöne Schüsseln mit Blumenmuster! Becher in vielen Größen! Verschiedene Teller! Komm weiter! Töpfe, Teller, Schüsseln, Krüge! Schönere bekommt ihr nirgends! Warum stehst du an der Ecke? Wer soll dir hier etwas abkaufen? Scher dich weg, Naseweis. Du hast mir nichts zu sagen. Na schön. Mir soll's egal sein. (Reiter) Hoj! Ho! (weint) Nein, nein! Das schöne Geschirr. Alles kaputt. - Helft ihr doch! Mitleidige Stimmen Ist Euch selbst was geschehen? (Gedanken) Spiegelbild! Sag, wohin soll ich gehen? Ich kann nicht mehr zurück zu meinem Mann. Ich schäme mich. Er war so gut. Sag, Spiegelbild: Was soll ich tun? Zurück in meines Vaters Schloss? Wird der Vater mich willkommen heißen? Ist es zur Heimkehr vielleicht zu früh? Sag, Spiegelbild: Was ist aus mir geworden? Ich bin nicht, die ich früher war. Vielleicht sollte ich fort, weit fort. Dahin, wo mich keiner kennt. Weißt du, was gut wäre für mich? Guten Morgen. Kennst du Pilze? Ist der giftig? - Ich weiß nicht. Ein Satanspilz ist es nicht. Aber ein Steinpilz auch nicht. Ich werfe ihn besser weg. Du hast ja schon viele gefunden. Das muss ich auch. In der königlichen Küche werden viele gebraucht. Für welche Küche suchst du Pilze? Ich bin Küchenjunge bei unserem jungen König Hans. Braucht ihr vielleicht ein Küchenmädchen? Kannst du so gut kochen? Ein bisschen. Fleischklößchen mit Petersiliensoße. Das ist das Lieblingsessen unseres Königs. Also komm mit! Der Küchenmeister ist streng. Aber du wirst ihm gefallen. Guten Morgen! (alle) Guten Morgen, Majestät. Ich ließ euch von der Arbeit rufen, weil ich euch um Hilfe bitten will. Ich suche eine junge Frau. Sie ist so schön, dass kein Maler sie schöner malen kann. Sie hat eichhörnchenrotes Haar und Augen, so blau wie das Meer. Fragt Verwandte und Bekannte, ob sie so ein Mädchen sahen! (Küchenmeister) Ist sie das? Eure Beschreibung passt. Sie ist es... leider nicht. Aber sie sieht ihr sehr ähnlich. Schade. Ich hätte Euch gern geholfen. Tanzmeister gibt Anweisungen auf Französisch und Deutsch. Das Tempo steigern. Es soll nicht würdevoll sein, sondern lustig. Junge Mädchen sollten mit den Herren lebhafter tanzen! Ein Hochzeitstanz ist doch freudig! Wer hält denn Hochzeit? Ich weiß nur, in zwei Stunden ist es so weit. Der Hochzeitstanz ist bis dahin fertig. Danke. Schnell, schnell! Schneller! Der König wünscht es. Vorwärts! Mehr Haltung, meine Damen. Mehr Zurückhaltung! Sie sind bei Hofe. Herr König, die Hochzeitskleider. Meister von Nadel und Faden, lasst sehen! Danke. Schön, sehr schön. Nur... Wird es auch passen? Ohne Anprobe? Da möchte ich mich nicht verbürgen. Moment. (Tanzmeister) Marianne! Majestät rufen. Großartig! Ich danke Euch. Das ist Euer Meisterstück, Schneider. Es wird vorzüglich passen. Ein wunderschönes Kleid. Wer ist denn die Braut? Du leider nicht. Ich weiß nur: Das wird das schönste Hochzeitsfest, das es je gab. Bitte wieder weiter! Beschwingt, ausgelassen! Musik bitte. Noch einmal, meine Damen und Herren! (verzweifelt) Rundtanz! Was ist das? Mein Gott! Haltung, meine Damen! Haltung! Seid Ihr zufrieden mit dem neuen Küchenmädchen, das Ihr mir zeigtet? Ja. Sie ist fleißig, hat Spaß an der Arbeit und kocht mit viel Fantasie. Fleischklößchen mit Petersiliensoße macht sie vorzüglich. Sie soll es als Hochzeitsessen zubereiten. Ist Euch das recht? Ja. Unter einer Bedingung: Das Küchenmädchen soll die Speise selbst zur Hochzeitstafel bringen. Was Ihr wollt. Wie es uns gefällt. Tanzmeister gibt Anweisungen. Sagt mir, wer hält denn Hochzeit? Die Braut weiß es selbst noch nicht. Keiner kennt das Hochzeitspaar. Die Fleischklößchen gelingen dir wie keinem hier. Sogar mir nicht. Du musst mir das Geheimnis mal verraten. Übrigens... Stumme Szene Ich soll in den Saal? (Diener) Alles fertig? Das Hochzeitsessen beginnt. Die Suppe steht dort. Barsch mit Zitronensoße zwei Gänge später. Eis aus dem Keller holen, garnieren. Muss ich wirklich... Eine frische Schürze! Binde sie um und geh mit den anderen hinauf. Geht nicht so schusselig mit der Salatgarnierung um! Spart nicht mit den Spargelspitzen! Den Pudding ohne Soße, mit Zucker! Im Saal beginnt die Musik zu spielen. Stumme Szene Liebe Gäste, herzlich willkommen zum Hochzeitsfest. Zu meinem Hochzeitsfest. Ich hab es gesagt. Der König selbst! Wer ist die Braut? Ich sehe die Frage auf allen Gesichtern. Ich bitte Euch um Geduld. Sie wird gleich hier sein. Auf mein Wohl! Danke. Zuerst den Hochzeitstanz! Darf ich bitten, Prinzessin Allerliebst? Ihr seid der König? Drosselbart. Oder Bruder Lustig. Wie Ihr wollt. Augenblick. Ich muss meine Braut zurückholen. Das Küchenmädchen ist die Braut? Na, wenn das kein Glück bringt... Nun sieh mich einmal an. Du bist der Spielmann? Mein Mann? Ich bin dein König Drosselbart. Ich war der Spielmann und der Reiter, der dein Geschirr zerbrach. Kannst du mir verzeihen? Ich kann. Hoch! Das Paar soll leben! - (Alle) Hoch! Hoch! Fröhlicher Hochzeitstanz Jubelrufe Stumme Szene Schneller? Schneller! Aber nur so schnell, dass kein Rad abgeht. Man müsste schnell sein können wie der Wind. Fliegen wie ein Vogel! Untertitel: Claudia Streibig