Return to Video

DR2 Detektor: Veraltete (und falsche!) Zahlen verschärfen die ACTA-Debatte.

  • 0:01 - 0:05
    Früher mussten Sie so eine kaufen um Ihren Lieblings-Song zu hören
  • 0:18 - 0:23
    Später wurden die Scheiben kleiner
  • 0:31 - 0:38
    und heute, mit einem einzigen Mausklick, kommt kostenlos Musik aus den Lautsprechern
  • 0:46 - 0:50
    Aber laut Ivan Pedersen, wurde er am bekanntesten durch das Lied, das er in den 80er Jahren mit Laban aufgenommen hat,
  • 0:50 - 0:54
    und der heute Präsident des Verbands der dänischen Komponisten und Songwriter (DPA) ist,
  • 0:54 - 1:00
    heute genießen zu viele Menschen Musik, ohne dafür zu bezahlen.
  • 1:01 - 1:07
    So viele, dass "seine Lebensgrundlage verschwindet", wie Ivan Pedersen neulich in 'Politiken' [dänische Zeitung] schrieb.
  • 1:07 - 1:12
    Er schreibt, dass es heute viele Möglichkeiten gibt, Musik online auf legalem Wege zu erwerben,
  • 1:12 - 1:21
    aber trotzdem machen illegale Filesharing und Downloads 95 % des gesamten Verkehrs in Musik-Streaming aus.
  • 1:21 - 1:25
    Am Tag nach Erscheinen seines Artikels tauchte diese Zahl wieder in einer Debatte im dänischen Parlament Christiansborg auf.
  • 1:25 - 1:29
    Bei einem Treffen im Europäischen Ausschuss erklärt die dänische Handelsministerin Pia Olsen Dyhr,
  • 1:30 - 1:34
    warum Dänemark den umstrittenen ACTA-Vertrag,
  • 1:34 - 1:37
    der auf die Unterbindung des illegalen Filesharing in Europa zielt, ratifizieren wird.
  • 1:37 - 1:42
    "Sie müssen sich im Klaren sein, dass 95 % aller Musik,
  • 1:42 - 1:46
    die aus dem Internet heruntergeladen wird, illegal heruntergeladen wird."
  • 1:47 - 1:50
    Die Regierung ist sehr besorgt über das illegale File-Sharing
  • 1:50 - 1:53
    Der Minister für Kultur, Uffe Elbæk, forderte vor kurzem eine Reihe von Experten auf,
  • 1:53 - 1:56
    mögliche Lösungen für das Problem zu finden.
  • 1:56 - 2:03
    Einer seiner Berater ist Ivan Pedersen, der, wie wir uns erinnern, behauptet, dass 95%
  • 2:03 - 2:06
    des Musik-Internet-Verkehrs auf dänische IP-Adressen illegal sei.
  • 2:06 - 2:10
    Aber ist das wahr?
  • 2:10 - 2:13
    (Lecia singt: "Machen wir eine Sache Klar")
  • 2:14 - 2:16
    Ja, das tun wir!
  • 2:16 - 2:19
    (Lecia singt: "Kannst du dich erklären?")
  • 2:20 - 2:26
    Aber zuerst wollen wir klären, was legales oder illegales File-sharing und Streamen eigentlich ist.
  • 2:26 - 2:31
    Es gibt es viele Optionen, wenn Sie ein Lied hören möchten.
  • 2:31 - 2:36
    Sie können von renommierten Diensten wie iTunes und TDC [ein dänischer Musikservice] Musik kaufen.
  • 2:37 - 2:41
    Das ist legal, weil der Anbieter die Künstler bezahlt, wenn er ein Lied verkauft.
  • 2:41 - 2:48
    Sie können auch einen Streaming-Dienst wie Spotify abonnieren, um Zugang zu einer riesigen Musikbibliothek zu bekommen.
  • 2:48 - 2:54
    Das ist genauso legal, weil Spotify den Künstler dafür bezahlt, seine Musik in die Bibliothek anzubieten.
  • 2:54 - 3:00
    Aber Sie können auch Musik kostenlos über Dienste wie Kazaa und Rapidshare herunterladen.
  • 3:01 - 3:06
    Hier stellen Tausende von Benutzern Musik zur Verfügung, die alle auf ihren Computer downloaden können.
  • 3:06 - 3:14
    Aber diese Netze haben keine Vereinbarungen mit dem Künstler, der die Musik gemacht hat, und deshalb bekommt dieser keinen Cent.
  • 3:15 - 3:21
    Und diese illegalen Downloads sollen angeblich 95 Prozent aller Downloads darstellen.
  • 3:21 - 3:25
    Ivan Pedersen sagt, dass er die Zahl 95%
  • 3:25 - 3:30
    vom Rechteinhaber-Bündnis, das mehr als 52.000 dänische Rechteinhabern vertritt, bekommen hat.
  • 3:30 - 3:36
    Und das Rechteinhaber-Bündnis hat die Zahl aus einem Bericht einer internationalen Abteilung der IFPI,
  • 3:36 - 3:38
    die die Musikindustrie weltweit vertritt.
  • 3:40 - 3:43
    Die IFPI, weigerte sich jedoch, Detektor Zugriff auf die Zahlen hinter ihrem Bericht zu gewähren,
  • 3:43 - 3:46
    also können wir deren Glaubwürdigkeit nicht überprüfen.
  • 3:49 - 3:53
    Aber die Interessengemeinschaft bezieht sich in Ihrem neuesten Bericht von 2012
  • 3:53 - 3:57
    selber nicht mehr auf die Zahl
  • 3:57 - 4:01
    Die internationale Zahl von 95 Prozent wurde
  • 4:01 - 4:05
    in einem Bericht 2009 veröffentlicht - ist also ein paar Jahre alt.
  • 4:05 - 4:12
    Ivan Pedersen spricht nur über File-Sharing in Dänemark und hier kann die Zahl überhaupt nicht verwendet werden, sagt IFPI Dänemark,
  • 4:12 - 4:15
    der dänische Zweig der internationalen Plattenfirma Interest Group.
  • 4:15 - 4:19
    So wie ich es sehe können Sie diese Zahl in Dänemark nicht verwenden,
  • 4:19 - 4:24
    weil sich die Zahl aus einer Studie des globalen Marktes ergibt.
  • 4:24 - 4:27
    Also können Sie nicht nur die Anzahl auf den dänischen Markt übertragen.
  • 4:27 - 4:32
    Aber es besteht kein Zweifel, dass illegale File-Sharing-Dienste ein Problem für den dänischen Markt sind.
  • 4:32 - 4:38
    Nicht zuletzt, weil es das Leben schwerer macht für legale Dienstleistungen, die versuchen, sich zu etablieren.
  • 4:38 - 4:42
    Aber wie viel Musik wird dann tatsächlich illegal erworben?
  • 4:42 - 4:46
    Tatsächlich versuchte das Kulturministerium im April 2011, diese Frage zu beantworten
  • 4:46 - 4:51
    als das Ausmaß der digitale Piraterie im Internet ausgewertet wurde
  • 4:51 - 4:54
    -Dies ist eine Sache, die sehr schwer zu messen ist.
  • 4:54 - 4:58
    Martin Nielsen aus dem Beratungsunternehmen Ernst & Young führte das Projekt
  • 4:58 - 5:02
    und ging zahlreiche Studien aus der ganzen Welt durch.
  • 5:02 - 5:07
    Das Internet ist so riesig und es verkehren so enorme Mengen an Daten, dass man, um glaubwürdige Erhebungen durchzuführen,
  • 5:07 - 5:10
    diese Erhebungen über einen längeren Zeitraum durchführen und sicherstellen muss, dass man eine repräsentative Gruppe betrachtet.
  • 5:10 - 5:15
    Um einer Antwort näher zu kommen war es notwendig, den Blick auf unsere norwegischen Nachbarn zu richten.
  • 5:15 - 5:18
    -Wir hatten keine Zahlen aus Dänemark, das ist natürlich bedauerlich.
  • 5:18 - 5:22
    Norwegen lag am nächsten. Dort wurde im Jahr 2008 eine Studie abgeschlossen.
  • 5:22 - 5:27
    Laut dieser Studie wurden rund 30 Millionen Titel pro Woche illegal kopiert.
  • 5:27 - 5:30
    Das macht rund 55 Prozent des Gesamtvolumens der kopierten Titel.
  • 5:30 - 5:35
    Aber Martin Nielsen zufolge waren die letzten drei Jahre in der Entwicklung des Musikmarkts von großer Bedeutung.
  • 5:35 - 5:39
    -Neue Streaming-Services machen es einfacher, Musik legal bekommen.
  • 5:39 - 5:45
    Das hat die Motivation verringert, illegal herunter zu laden, deshalb denke ich, wir sind deutlich unter 95 Prozent.
  • 5:45 - 5:51
    Aber es wurde in der Tat eine Umfrage in Dänemark durchgeführt, nachdem das Ministerium für Kultur seinen Bericht fertiggestellt hat.
  • 5:51 - 5:57
    Im November 2010 führte KODA eine interne Studie in Dänemark durch.
  • 5:57 - 6:00
    Die Branchenorganisation, die die Rechte der Musiker vertritt,
  • 6:00 - 6:03
    fragte eine repräsentative Stichprobe der dänischen Bevölkerung
  • 6:03 - 6:07
    von wo sie den neuesten Titel in ihrer Musiksammlung hatte
  • 6:08 - 6:11
    Eine Viertel der Befragten antwortete, dass sie die neuesten Titel in ihrer Sammlung
  • 6:11 - 6:16
    heruntergeladen haben, und etwa die Hälfte hatte für das Lied bezahlt.
  • 6:16 - 6:19
    Das heißt, mindestens die Hälfte der Befragten
  • 6:19 - 6:23
    hat den letzten Track in ihrer Musiksammlung legal erworben
  • 6:23 - 6:30
    und über die restlichen Downloads, die nicht bezahlt wurden, kann man kann nicht genau sagen, ob sie illegal waren oder nicht.
  • 6:30 - 6:35
    "Worüber habe ich geredet? Was hatte ich zu sagen?"
  • 6:35 - 6:40
    "Er ist verwirrt, so dass ich wage zu sagen...."
  • 6:40 - 6:43
    Dass es wirklich keine Dokumentation gibt, die beweist,
  • 6:43 - 6:51
    dass illegales File-Sharing und Streaming 95 Prozent des gesamten Musikverkehrs von dänischen IP-Adressen darstellen.
  • 6:52 - 6:55
    Herzlich Willkommen, Ivan Pedersen.
  • 6:55 - 7:03
    Ist es wahr, dass illegales Dateisharing und Streaming von dänischen IP-Adressen 95 Prozent des gesamten Datenverkehrs in Musik darstellen?
  • 7:04 - 7:06
    Ich behalte mir das Recht vor, zu lernen
  • 7:06 - 7:09
    und ich wurde in den letzten Tagen darüber belehrt,
  • 7:09 - 7:15
    dass die Zahlen, die ich in meinem Artikel vor 2 Wochen verwendet habe, nicht korrekt sind.
  • 7:15 - 7:21
    Sie sind drei Jahre alt, und ich habe diese Zahlen daher, wo ich normalerweise nüchterne Informationen zu den Problemen erhalte,
  • 7:21 - 7:27
    über die ich spreche. Aber jetzt verstehe ich, dass die 95 %, die ich verwendet habe,
  • 7:27 - 7:35
    in Wirklichkeit die globale Situation illegaler Musikdownloads beschreiben. Und zwar die vor drei Jahren.
  • 7:35 - 7:40
    Wie beeinflusst dies die Debatte über illegales Streaming und Download von Songs,
  • 7:40 - 7:46
    wenn Sie öffentlich sehr übertriebene Zahlen verwenden, die sich als falsch herausstellen?
  • 7:47 - 7:49
    Es kommt meinen Gegnern natürlich gelegen.
  • 7:49 - 7:54
    Und es versteht sich von selbst, dass dies das letzte Mal ist, dass ich - aus reiner Wut
  • 7:54 - 8:04
    und in leidenschaftlicher Argumentation - die neuesten Zahlen verwende, die ich erhalten habe, nur weil es für meine Sachen passt.
  • 8:04 - 8:07
    Gut. Kommen wir zu Detektors Wahrheits-Barometer
  • 8:07 - 8:09
    Wir haben einen von denen hier im Studio und Sie können es versuchen.
  • 8:09 - 8:11
    Ivan Pedersen, als Sprecher der DPA:
  • 8:11 - 8:20
    Die Aussage, dass 95% des dänischen Filesharing und Streaming illegal sind -
  • 8:20 - 8:23
    95 % ist falsch, nicht wahr?
  • 8:24 - 8:30
    Nach dem, was ich heute in Informationen sammeln konnte, geschieht wahrscheinlich die Hälfte des Datenverkehrs
  • 8:30 - 8:39
    von Musik oder anderen urheberrechtlich geschützten Materials ohne Bezahlung der Autoren und Interpreten.
  • 8:39 - 8:41
    Aber die 95 % - sind falsch.
  • 8:41 - 8:43
    Ja, die sind falsch.
  • 8:43 - 8:43
    Und Sie benutzen sie trotzdem...?
  • 8:43 - 8:46
    Nein nein, ich habe verstanden, dass das falsch ist.
  • 8:46 - 8:48
    Streng genommen, kann ich das nicht wissen. Mir wurde gesagt, dass die Zahlen nicht korrekt sind,
  • 8:48 - 8:50
    dass das nicht die neueste Zahl ist.
  • 8:50 - 8:52
    So, jetzt haben Sie den Anlass und die Möglichkeit:
  • 8:52 - 8:55
    Was würden Sie schreiben, wenn Sie ihren Beitrag in Politiken [eine dänische Tageszeitung] umändern dürften?
  • 8:55 - 9:01
    Ich würde schreiben "ein dramatisch großer Teil des Verkehrs von urheberrechtlich geschütztem Material
  • 9:01 - 9:03
    auf dänischen IP-Adressen ist nicht bezahlt".
  • 9:03 - 9:05
    Ivan Pedersen, vielen Dank, dass Sie dabei waren.
  • 9:05 - 9:07
    Ich danke Ihnen! (lacht)
  • 9:08 - 9:12
    So weit so gut. Aber dann war da noch der Handelsminister.
  • 9:12 - 9:15
    Der formulierte es so:
  • 9:15 - 9:19
    Ich denke, dass 95 % der Musik aus dem Netz
  • 9:19 - 9:21
    illegal heruntergeladen wird.
  • 9:21 - 9:28
    In einer §20 Frage im dänischen Parlament fragte Stine Brix von Einheitsliste, woher der Minister dieses Wissen hat.
  • 9:28 - 9:32
    Pia Olsen Dyhr antwortete Stine Brix , dass sie ihre Informationen von IFPI erhalten habe,
  • 9:32 - 9:35
    und dass sie keinen Grund sehe, diese zu bezweifeln.
  • 9:37 - 9:43
    Wie können Sie drei bis vier Jahre alte Zahlen zu illegalen Musik-Downloads verwenden?
  • 9:43 - 9:48
    Es war eine Zahl, die ich im Zusammenhang mit einer Anhörung im Ausschuss für Europäische Angelegenheiten bekam
  • 9:48 - 9:52
    Es ist bedauerlich, dass die Zahl so alt ist.
  • 9:52 - 9:54
    Es ist eigentlich auch schade, dass die Zahl so viel größer ist, denn sie überschattet
  • 9:54 - 9:58
    eine Debatte, die ernst genommen werden sollte. Nämlich, dass es nicht erlaubt ist, illegal über das Internet herunterladen.
  • 9:58 - 10:01
    genau wie Sie eine Orange im Supermarkt nicht stehlen dürfen
  • 10:01 - 10:08
    Wir wissen, dass es zu viele gibt, die das tun. Ob es 28 oder 95 Prozent oder was auch immer es ist.
  • 10:08 - 10:10
    Es sind immer noch zu viele.
  • 10:10 - 10:15
    Aber was bedeutet es für die Debatte, ob es sich um 28 % bzw. 95 % handelt, oder um irgend etwas dazwischen?
  • 10:15 - 10:19
    Es verzerrt die Debatte, denn wir brauchen reelle Zahlen in Debatten.
  • 10:19 - 10:20
    Ich denke, das ist sehr wichtig.
  • 10:20 - 10:23
    Die dänische Studie zeigt, dass die Hälfte der Musik, die aus dem Internet heruntergeladen wurde, bezahlt ist.
  • 10:23 - 10:29
    Diese Studie ist aktueller als die von IFPI.
  • 10:29 - 10:32
    Warum verwenden Sie stattdessen nicht eine Zahl wie diese?
  • 10:32 - 10:34
    Vor allem, weil ich diese Zahl nicht kannte. Das ist nun einmal so.
  • 10:34 - 10:38
    Zweitens sagt diese Zahl nichts darüber aus, wie viel illegal ist.
  • 10:38 - 10:41
    Denn wir schließen nicht unbedingt daraus , dass die andere Hälfte
  • 10:41 - 10:43
    illegal herunterladen ist, nur weil Sie dafür nicht bezahlt haben.
  • 10:43 - 10:46
    Aber sie sagt zumindest, dass die Hälfte legal ist,
  • 10:46 - 10:49
    so dass maximal die Hälfte illegal sein kann.
  • 10:49 - 10:51
    Diese Zahl werde ich in Zukunft gern benutzen.
  • 10:51 - 10:54
    Nun, lasst uns dem Detektor Wahrheit-Barometer hervor holen.
  • 10:54 - 10:57
    Sie können den roten Punkt gerne selber hier platzieren.
  • 10:57 - 11:02
    Ist es wahr oder falsch, dass 95 % aller Musikdownloads illegal sind?
  • 11:02 - 11:07
    Es war 2009, als der Bericht geschrieben wurde, auf jeden Fall wahr.
  • 11:07 - 11:10
    Aber mit der Entwicklung, die ich gesehen habe, müssen wir uns natürlich hierhin bewegen
  • 11:10 - 11:13
    denn in Wirklichkeit sehen die Zahlen heute anders aus.
  • 11:13 - 11:14
    Pia Olsen Dyhr, ich danke Ihnen sehr.
  • 11:14 -
    Gern geschehen.
Title:
DR2 Detektor: Veraltete (und falsche!) Zahlen verschärfen die ACTA-Debatte.
Description:

Zum Bericht: http://www.dr.dk/P1/Detektor/Udsendelser/2012/02/28154014.htm - übersetzung: http://bit.ly/wu1DAG

more » « less
Video Language:
Danish
Duration:
11:17

German subtitles

Revisions