-
QUEBEC ist der französischsprachige Teil Ost-Kanadas
-
Die Sendung "Jeder spricht drüber" ist eine populäre Talkshow
-
Hintergrundsong: "African Revolution"
-
Herr Tiken Jah Fakoly, Sie sind Autor, Sänger und Produzent originell "ivorischer (Elfenbeinküste)" Lieder.
-
Mehrere Ihrer Alben gewannen "Gold", Sie sind der erste schwarzafrikanische Sänger, der in 2003
-
einen grossen Preis eingefahren hat, seitdem nennt man Sie den Löwen der afrikanischen Musik,
-
Warum, nennt man Sie so, im "Dschungel der afrikanischen Musik"?
-
-
Na ja, ich glaube, es ist weil wir versuchen, die Botschaft der Mehrheit der Afrikaner
-
herüberzubringen, derjenigen, die es wollen aber selber nicht tun können, also
-
seit 1996 mache ich Alben (CD), die von der sozialen, ökonomischen und politischen Wirklichkeit
-
in der Elfenbeinküste erzählen.
-
Wenn Sie übrigens meine Alben von etwa 2000 bis heute anhören, dann verfolgen Sie in etwa
-
die Geschichte der Elfenbeinküste.
-
---- Kompliment - Danke ----
-
Sie treten hier (Montreal, Quebec City) demnächst im Rahmen des Spektakels "Afrikanische Nächte" auf ....
-
-
im Zusammenhang mit Ihrem neuen, 8. Album "African Revolution", -- hören wir etwas hinein:
-
Lied: "Ich sage nein"
-
Lied: "Deine Macht will ich nicht"
-
Lied: "Wir müssen aufstehen."
-
ZITAT: Niemand wird Afrika an unserer Stelle verändern, wir müssen uns erheben.....
-
Lied: Geht wählen!
-
-
Zitat: Afrikanische Revolution, intelligente Revolution, Revolution der Jugend
-
SPRICH: afrikanische Erziehung (Bildung)
-
Tiken, Sie wünschen, dass Ihre Musik eine Waffe wird in der afrikanischen Revolution.
-
Was ist die beste Waffe?
-
Bildung.
-
Bildung, Erziehung, denn solange die Menschen ihre Rechte nicht kennen, können sie sie nicht fordern.
-
Das ist die beste Waffe, meine ich.
-
Heute profitiert das westliche System von der Unwissenheit der Afrikaner, und die meisten
-
der afrikanischen Herrscher profitieren auch davon.
-
Also, ich denke, wenn wir die Kinder in die Schule stecken können,
-
wird das Volk eines Tages seine Rechte wahrnehmen.
-
Genau wie gerade heute (13. 02. 2011) die Tunesier ihre Rechte wahrnehmen, und genau wie heute die
-
Ägypter ihre Rechte wahrzunehmen beginnen.
-
-
Ihr Herkunftsland, die Elfenbeinküste, hat zur Zeit große Probleme:
-
Der scheidende Präsident Laurent Gbagbo weigert sich immer noch , die Macht abzugeben,
-
obwohl sein Gegner Alassane Ouattara sie im letzten November, international anerkannt ,
-
in korrekten Wahlen gewonnen hatte. Sehen Sie eine friedliche Lösung aus dieser Krise?
-
-
Wir alle wünschen eine friedliche Lösung. Nichtsdestotrotz haben wir keine Wahl:
-
Wenn der scheidende Präsident Gbagbo so weitermacht, wenn er sein Spiel gewinnt,
-
dann wird das in allen Ländern dasselbe sein. Dazu das Wichtigste:
-
Das Votum des Volkes MUSS respektiert werden. Denn, wenn man das nächste Mal
-
das Volk an die Urnen ruft, und das Votum wurde nicht respektiert, dann werden
-
sie mit Recht sagen: "Warum? Das letzte Mal hat es nicht funktioniert, warum jetzt?"
-
Hier liegt die Bedeutung der Geschichte: Darum muss Laurent Gbagbo unbedingt
-
seinen Sitz dem übergeben, den das ivorische Volk gewählt hat.
-
-
Vorhin sprachen Sie über die tunesische, die ägyptische Revolution. Wissen die Afrikaner darüber Bescheid?
-
Sie wissen Bescheid, das gibt große Hoffnung, dass es eines Tages bei uns passieren wird,
-
aber ich denke, es wird nicht vor 15 oder 20 Jahren passieren, weil bei uns die Mehrheit der Menschen
-
völlig ungebildet ist.
-
Die Menschen müssen Bildung bekommen, dass sie sich erheben können über die Religionen, über die Ethnien
-
für das Allgemeininteresse.
-
Tunesien kenne ich nicht genau, aber ich bin sicher, dass das Bildungsniveau dort sehr hoch ist.
-
--- ja, Ägypten auch, ja ganz Maghreb ----
-
Aber das gibt uns viel Hoffnung. Man dachte ja schon, die Zeit der Revolutionen ist vorbei
-
weil die Welt so materialistisch geworden ... na, ja, alles klar...
-
-
Die Revolutionen in Nordafrika machen uns hoffen...
-
Ich denke, wenn eines Tages die Mehrheit der Afrikaner alphabetisiert sein wird,
-
das wird sehr sehr weh tun.
-
Ein einiges Afrika mit einer einzigen Stimme, ist das möglich?
-
Das ist unabdingbar. Eine einzige politische und ökonomische Macht, anders geht es nicht.
-
Wissen Sie, Afrika hält alle Reichtümer, die die entwickelte Welt für ihre Weiterentwicklung braucht.
-
--- Kaffee, Kakao, ... ? - Alles, Gold, alles... ---
-
Das Paradoxon heute ist: Reicher Kontinent, sehr reich, sehr arme Bevölkerung.
-
zum Beispiel produziert die Elfenbeinküste alleine 40% der Weltproduktion von Kakao, und Ghana nebenan
-
20%, zusammen 60% von allem an Schokolade, was Sie hier und überall in den Supermärkten kaufen.
-
-
Wir müssen nur mit einer Stimme sprechen, um den reichen Ländern unsere Bedingungen aufzudrücken
-
die uns zum fairen Preis bezahlen sollen. Wenn Frankreich Autos baut, bestimmt Frankreich den Preis dafür. Aber Frankreich setzt auch den Preis für unseren Kakao.
-
-
Die Afrikaner sind zahlreicher als die Chinesen. Mit einer Stimme sprechen - eine unglaubliche Macht . Sind die Afrikaner sich dessen bewusst?
-
Nein, aufgrund des Mangels an Bildung. Heute sind wir 1 Millarde - in 2050 sind wir 2 Milliarden.
-
Darum unterstreiche ich: Erziehung. Denn dann werden die Menschen begreifen, dass
-
wir die gleichen Interessen haben. Denn die Einwohner eines Armenviertels in Abidjan (Elfenbeinküste)
-
oder in Bamako (Mali), auch wenn sie verschiedenen Religionen oder Ethnien angehören
-
gehen sie, einmal krank, in die gleichen verrotteten Krankenhäuser, ihre Kinder gehen
-
in die gleichen verrotteten Schulen.
-
Ganz einfach also: anstatt sich gegenseitig zu erschlagen, weil wir von anderen Religionen oder Ethnien
-
sind. Also reicht es doch, wenn wir, anstatt uns gegenseitig die Köpfe einzuschlagen, uns
-
zusammentun, um den Regierungen aufzuzwingen, Strukturen für unsere Bedürfnisse zu schaffen.
-
ZITAT: Der Moderator zitiert aus Literatur, sinngemäß, dass Afrikaner, wo sie auch
-
seien, niemals Weisse sein würden und zu ihren Wurzeln zurückkehren sollten.
-
Ich denke, unser Platz ist in Afrika. Wenn nicht, wer würde an unserer Stelle Afrika verändern?
-
Trotzdem haben wir das Recht, uns zu bewegen. Wenn Sie Franzose sind oder Kanadier oder so,
-
und nach Bamako oder in den Kongo oder so reisen wollen, Sie packen Ihren Koffer
-
und drei Tage später sind Sie da.
-
Für einen Afrikaner ist so etwas praktisch unmöglich. Dennoch ist unser Platz in Afrika.
-
Wir müssen die Dinge verändern, niemand sonst wird es an unserer Stelle tun.
-
Sie sind also nicht Herren bei Ihnen daheim?
-
Nein, weil wir uneins, ge-/ zerteilt waren, über lange, lange Zeit
-
und das wurde absichtlich so gemacht. Wir müssen uns dessen bloß bewusst werden.
-
-
1996 haben Sie Ihr erstes Album herausgebracht, Mangercratie, die Fressherrschaft
-
Seitdem haben Sie mit mehreren erfolgreichen Alben Bewusstsein erweckt,
-
Bewusstsein innerhalb von Francafrique. Sie zeigten in ihren Liedern Korruption der afrikanischen Polizei auf und
-
das Inkasso der afrikanischen Ressourcen seitens des Westens. Und seine Unterstützung afrikanischer Diktatoren
-
-
Wir hören einige Ihrer großen Erfolge:
-
-
LIED: "Schnauze voll!"
-
LIED: "Nichts erstaunt mich mehr."
-
LIED: "Verlasse die Macht"
-
-
-
- (Talkshow Blabla mit Geschenken) --
-
- Der Moderator erzählt die Geschichte vom Album "Francafrique" 2002 und des gewonnenen Preises
-
Damals hatten Sie die militärische Präsenz Frankreichs in der Elfenbeinküste angeklagt,
-
Vor kurzem durften Sie selber an dem gesamten Deo riechen. Ein Visum für ihre Kinder, denen Sie Paris zeigen wollten
-
wurde Ihnen verweigert. Wie reagieren Sie?
-
Danke. Das ist eine Ungerechtigkeit, die vor die UNO gehen sollte.
-
Weil die Westler nach Afrika kommen, wann und wie sie wollen, und sie nehmen, was sie wollen
-
Und den Afrikanern, sogar den "Höhergestellten" wie ich einer bin, wird das Visum verweigert.
-
-
Bei den nächsten Schulferien werde ich unser Recht einfordern
-
und ich hoffe, sie werden mir das Visum geben, ich hoffe, denn ansonsten
-
gibt es Möglichkeiten, ...... man könnte demonstrieren ....
-
Sie verteidigen Afrika und seinen Stolz. Vor kurzem haben Sie einen Vertrag unterzeichnet mit
-
der Organisation "Life Nation", die auch Madonna managt und "Radio Aid"
-
Ihnen wird vorgeworfen, den Vertrag mit dem Teufel unterzeichnet zu haben. Sind Sie im Zweifel?
-
Nein. Als ich bei UniversalMusic unterschrieb, sagte man mir das gleiche.
-
Solange aber Universal oder irgendwer sonst nicht kommt und mir befiehlt
-
meine Texte zu ändern, meinen Stil, meine Musik, geht das alles klar.
-
Ich habe bis heute keine richtige Tournee in den USA gemacht. Wenn ich morgen
-
vor amerikanischen Studenten Afrika erzählen kann, dann ist das gut.
-
-
Meine Verträge sind in Ordnung. Keiner greift bei mir ein.
-
Sie leben in Bamako (Mali). Da betreiben Sie ein Studio, sowohl für Produktion wie Kinosaal. An der Tür steht ein Schild:
-
"AFRIKA WEINT NICHT MEHR - AFRIKA SPRICHT "
-
Was wollen die afrikanischen Kulturschaffenden uns sagen?
-
Ganz einfach nur: die afrikanische Geschichte ist unbekannt. Das ist nicht normal. Die haben uns
-
die Weltgeschichte gelehrt, aber sich selbst nicht die afrikanische Geschichte.
-
In Euren Augen fängt die afrikanische Geschichte an mit der Sklaverei und der Kolonisierung.
-
Dazu möchten wir sagen: Nein. Schon vor dem ersten Sklavenhändler, dem ersten Missionar, dem ersten
-
Kolonisator gab es Zivilisation in Afrika. 400 Jahre europäischer Zivilisation haben das zunichte gemacht.
-
400 Jahre lang wurden wir getreten. Das ist es. Wir sind keine Außerirdischen,
-
wir brauchen nur etwas Zeit.