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Richard Baraniuk über Open Source Lernen

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    Ich bin Rich Baraniuk.
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    Ich würde heute gern über ein paar Ideen sprechen,
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    die meiner Meinung nach große Resonanz
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    in all den Dingen finden, über die in den letzten zwei Tagen gesprochen wurde.
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    Es gibt tatsächlich so viele verschiedene Resonanzpunkte,
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    dass es schwierig wird, sie alle anzusprechen, aber ich werde mein Bestes geben.
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    Erinnert sich jemand an diese Dinger?
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    (Gelächter)
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    Ok, das sind Langspielplatten und die sind ersetzt worden.
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    Über die letzten zwei Jahrzehnte wurden sie verdrängt
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    von diesen bahnbrechenden Digitalisierungstechniken.
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    Ich glaube man konnte das am besten sehen,
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    als Thomas Musik gespielt hat als wir heute hier reinkamen.
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    In der Welt der Musik hat sich eine Kultur,
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    oder ein Ökosystem, entwickelt,
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    in der wir, um es mit den Worten von Apple zu sagen,
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    dem Slogan nach erstellen, rippen, mischen und brennen.
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    Was ich damit meine ist, dass jeder Einzelne auf der Welt
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    die Freiheit besitzt, neue Musik und musikalische Ideen zu entwickeln.
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    Jeder Einzelne auf der Welt kann musikalische Ideen
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    rippen, kopieren und auf innovative Weise nutzen.
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    Jeder Einzelne kann sie auf unterschiedliche Art mischen,
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    Beziehungen zwischen musikalischen Ideen herstellen,
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    sie brennen oder Endprodukte erstellen und den Kreis fortsetzen.
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    Und daraus hat sich, wie ich bereits sagte,
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    eine lebendige, äußerst integrative Gemeinschaft entwickelt,
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    in der man beständig daran arbeitet, musikalische Ideen zu verbinden,
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    neu zu erfinden und beständig zu aktualisieren.
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    Die Hitsingle von heute ist nicht die vom letzten Jahr.
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    Aber ich will heute nicht über Musik sprechen.
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    Ich bin hier, um über Bücher zu sprechen.
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    Insbesondere über Lehrbücher und solche Lehrmaterialien,
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    die wir täglich in den Schulen nutzen.
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    War irgendjemand hier schon mal in der Schule?
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    (Gelächter)
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    Ok, ist irgendjemandem hier bewusst, dass unsere Schulen
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    in einer Krise stecken, überall auf der Welt?
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    Ich hoffe -- ok, ich werde nicht zu viel Zeit darauf verwenden,
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    aber worüber ich sprechen möchte, ist die Distanz,
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    die auftritt, wenn ein Autor ein Buch veröffentlicht;
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    dass der Veröffentlichungsprozess --
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    einzig weil er so kompliziert ist,
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    er ist schwer, Bücher sind teuer --
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    eine Art Mauer zwischen den Autoren von Büchern
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    und den Endnutzern dieser Bücher,
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    ob Lehrer, Schüler oder allgemein Leser, aufbaut.
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    Das trifft in noch größerem Maße zu, spricht man keine
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    der großen Weltsprachen – insbesondere Englisch.
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    Diese Menschen unterhalb der Barriere nenne ich Ausgeschlossene,
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    denn sie werden wirklich aus dem Prozess ausgeschlossen,
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    ihr Wissen mit der Welt zu teilen.
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    Ich möchte heute über den Versuch sprechen, diese Ideen,
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    die wir in der Musikkultur beobachtet haben,
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    zu nutzen, um unser Verständnis vom Bücherschreiben,
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    ihrer Nutzung und dem Lehren aus Ihnen zu überarbeiten.
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    Darüber würde ich also gern sprechen
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    und darüber, wie wir von hier aus dort hinkommen, wo wir hinmüssen.
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    Zuerst würde ich gern ein kleines Gedankenexperiment durchführen.
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    Stellen Sie sich vor, Sie nähmen alle Bücher der Welt.
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    Stellen Sie sich Bücher vor
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    und dass Sie die Seiten einfach herausreißen.
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    Stellen Sie sich vor, diese Seiten zu befreien und zu digitalisieren,
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    und dann in einem riesigen, vernetzten, globalen Aufbewahrungsort zu sammeln.
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    Stellen Sie es sich als riesiges iTunes vor, für buchähnliche Inhalte.
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    Und dann stellen Sie sich vor, das gesamte Material offen zugänglich zu machen,
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    so dass Leute es adaptieren, damit spielen, es verbessern können.
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    Stellen Sie sich vor, dieses Wissen für jeden auf der Welt
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    frei zugänglich zu machen und Computertechnologie zu nutzen,
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    um Inhalte zu aktualisieren, zu verbessern, damit zu spielen,
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    innerhalb von Sekunden anstatt von Jahren.
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    Ausgaben eines Buches erscheinen nicht mehr alle zwei Jahre,
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    sondern alle 25 Sekunden.
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    Stellen Sie sich vor, dass wir das tun könnten
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    und stellen Sie sich vor, wir könnten die Leute mit einbeziehen.
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    Dann könnten wir wirklich ein Ökosystem schaffen, nicht nur mit Autoren,
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    sondern mit all den Leuten, die Autoren sein könnten oder sein wollen,
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    in allen verschiedenen Sprachen der Welt.
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    Ich glaube, wenn wir das tun könnten,
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    würden wir es ein Ökosystem des Wissens nennen.
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    Das ist also der Traum,
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    und im Grunde könnte man ihn sich so vorstellen,
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    dass wir versuchen, jedem auf der Welt,
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    ich meine jedem Einzelnen auf der Welt, die Möglichkeit zu geben,
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    sein eigener Bildungs-DJ zu sein,
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    Lehrmaterialien zu erstellen, sie mit der Welt zu teilen,
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    sie immerfort weiterzuentwickeln. Das ist also der Traum.
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    Im Grunde wird dieser Traum tatsächlich gelebt.
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    Innerhalb der letzten sechseinhalb Jahre
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    haben wir an der Rice Universität wirklich hart
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    an einem Projekt namens Connexions gearbeitet.
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    Deshalb würde ich Ihnen in der verbleibenden Zeit
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    gern einfach ein wenig davon berichten, was Menschen
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    mit Connexions machen. Sie können es sich als Gegenstück
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    zu Nicholas Negropontes Vortrag gestern vorstellen,
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    bei dem es um die Hardware ging,
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    die nötig ist, um Bildung in die Welt zu bringen.
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    Wir arbeiten mit Open Source Tools und -Inhalten.
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    Nur um das in die richtige Perspektive zu rücken.
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    Wenn es ums Erstellen geht, wer nutzt diese Art von Tools?
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    Also zuerst einmal gibt es eine Gemeinschaft
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    von Ingeneurwissenschaftlern, von Cambridge bis Kyoto,
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    die technische Inhalte im Bereich Elektrotechnik erstellen,
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    um eine Art riesengroßes Superlehrbuch zu entwickeln,
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    dass den gesamten Bereich der Elektrotechnik abdeckt.
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    Außerdem kann es für die Nutzung
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    in jedem einzelnen ihrer individuellen Institute adaptiert werden.
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    Leute wie Kitty Jones – genau, ich grüße –
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    eine private Musiklehrerin und Mutter aus Champagne in Illinois,
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    die ihre großartigen musikalischen Konzepte mit der Welt teilen wollte,
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    wie man Kindern das Musikmachen beibringt.
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    Ihre Materialien werden mitlerweile über 600.000 mal im Monat genutzt.
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    Eine unglaubliche Nutzerrate.
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    Sie werden tatsächlich häufig in Schulen in den USA genutzt,
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    denn jeder, der von Kürzungen in Schulen betroffen ist, weiß,
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    als erstes wird im Musiklehrplan gekürzt.
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    Das zeigt nur den immensen Bedarf
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    an dieser Art von offenem, frei zugänglichem Content.
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    Viele Lehrer nutzen das. Ok, aber was ist mit Rippen?
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    Was ist mit Kopieren, Wiederverwenden?
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    Ein Team von Freiwilligen and der Universität von Texas-El Paso,
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    Studenten im Hauptstudium, übersetzte dieses technische Superlehrwerk
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    und innerhalb einer Woche wurde es zu einem unserer beliebtesten Materialien,
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    das überall in Lateinamerika und besonders in Mexiko genutzt wurde,
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    wegen seiner offen zugänglichen, erweiterbaren Natur.
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    Menschen, Freiwillige und selbst Firmen,
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    übersetzen die Materialien in asiatische Sprachen,
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    wie Chinesisch, Japanisch und Thai,
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    um das Wissen noch weiter zu verbreiten.
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    Ok, was ist mit Leuten, die mischen? Was bedeutet Mischen?
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    Mischen bedeutet, individuell gestaltete Kurse
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    und individuell angepasste Bücher zu erstellen.
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    Firmen wie National Instruments
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    integrieren mächtige interaktive Simulationen in die Materialien.
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    Das geht weit über das normale Lehrbuch hinaus,
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    hin zu einer Erfahrung, dass man mit allen Lehrmaterialien
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    wirklich interagieren und mit ihnen spielen kann.
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    Somit lernt man durch praktische Anwendung.
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    Wir arbeiten mit der Gruppe Lehrer Ohne Grenzen (TWB) zusammen,
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    die sehr daran interessiert sind, unsere Materialien zu mischen.
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    Sie haben vor, Connexions als Plattform zu nutzen,
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    um ihre Lehrmaterialien zu entwickeln und auszuhändigen,
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    die in 84 Ländern rund um die Welt
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    Lehrern das Lehren beibringen.
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    TWB schult gerade 20.000 Lehrer im Irak, unterstützt von der US-Agentur USAID,
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    und die Möglichkeit, Inhalte zu mischen
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    und sie dem lokalen Kontext anzupassen, ist für sie extrem wichtig.
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    Denn einfach frei zugänglichen Content anzubieten,
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    wird von vielen in den Entwicklungsländern
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    mit einer Art kulturellem Imperialismus gleichgesetzt,
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    d.h. wenn man Menschen nicht die Möglichkeit gibt,
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    die Materialien anzupassen,
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    in ihre eigene Sprache zu übersetzen und in die eigene Hand zu nehmen,
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    ist das nicht gut.
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    Weitere Organisationen, mit denen wir arbeiten – UC Merced,
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    UC Merced ist bekannt.
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    Es handelt sich um eine junge Universität im kalifornischen Längstal,
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    die sehr eng mit Volkshochschulen zusammen arbeitet.
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    Lehrpläne ihrer wissenschaftlichen und technischen Studiengänge
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    werden entwickelt, um sie über unser System in der ganzen Welt zu verbreiten.
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    Man versucht auch alle Softwareanwendungen als Open Source zu entwickeln.
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    Wir arbeiten zusammen mit AMD an einem Projekt, dass 50 mal 15 heißt
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    und anstrebt, das Internet bis 2015 für 50 Prozent
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    der Weltbevölkerung zugänglich zu machen.
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    Wir werden sie mit Inhalten in einer Reihe
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    verschiedener Sprachen versorgen.
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    Wir haben arbeiten noch mit einigen anderen Organisationen zusammen.
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    Insbesondere an einigen Projekten,
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    die von der Hewlett-Stiftung finanziert werden,
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    die zum Vorreiter im Gebiet offen zugänglicher Inhalte geworden ist.
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    Nun zum Brennen, ich denke, das ist ziemlich interessant.
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    Brennen heißt eine physische Repräsentation eines dieser Kurse zu erstellen.
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    Ich glaube, viele von Ihnen,
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    ja, Sie alle haben so ein Musikbuch in Ihren Geschenktüten bekommen.
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    Ein kleines Geschenk für Sie.
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    Um es Ihnen kurz zu erläutern, es ist ein technisches Lehrbuch.
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    Es hat ungefähr 300 Seiten, fest eingebunden.
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    Das kostet, möchte jemand raten?
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    Wieviel würde es in einem Buchladen kosten?
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    Publikum: 65 Dollar.
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    Richard Baraniuk: Dies hier kostet den Studenten 22 Dollar.
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    Warum kostet es 22 Dollar?
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    Weil es nach Bedarf veröffentlicht wird
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    und es wird aus dieser offenen Informationsquelle entwickelt.
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    Wenn dieses Buch von einem normalen Herausgeber veröffentlicht würde,
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    würde es mindestens 122 Dollar kosten.
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    Was wir hier sehen, ist die Verschiebung dieses Brenn-
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    oder Veröffentlichungsprozesses vom alltäglichen einzelnen Autor
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    zu gemeinschaftlich erstellten Materialien,
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    die in Module aufgeteilt, auf individuelle Kurse abgestimmt
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    und nach Bedarf zu geringen Kosten herausgegeben werden.
  • 9:33 - 9:35
    Sie werden entweder über Amazon vertrieben
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    oder direkt über einen Bedarfsverleger wie Coop.
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    Ich glaube, das ist eine außerordentlich interessantes Feld,
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    denn unter dem langen Schwanz des Verlagsgeschäfts ist eine erstaunliche Fläche.
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    Wir reden hier nicht vom Harry Potter Ende, ganz links.
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    Wir reden von Büchern über hypergeometrische partielle Differentialrechnung.
  • 9:56 - 10:00
    Ja, Bücher, von denen vielleicht 100 oder 1.000 Ausgaben im Jahr verkauft werden.
  • 10:00 - 10:04
    Da liegen enorme Einnahmen unter diesem langen Schwanz begraben,
  • 10:04 - 10:07
    um offene Projekte wie unseres zu unterstützen,
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    aber auch um die neu aufkommenden Bedarfsveröffentlicher wie Coop
  • 10:12 - 10:15
    zu erhalten, die diese beiden Bücher produziert haben.
  • 10:15 - 10:18
    Ein Gedanke, den Sie aus diesem Vortrag mitnehmen sollten,
  • 10:18 - 10:21
    ist dass es einen bevorstehenden Ausschluss des Mittelmanns gibt,
  • 10:21 - 10:24
    Disintermediation. Es wird in der Verlagswelt dazu kommen
  • 10:24 - 10:27
    und über die nächsten Jahre seinen Höhepunkt erreichen.
  • 10:27 - 10:31
    Ich denke, dass es für uns und für die Welt von Vorteil ist.
  • 10:31 - 10:33
    Ok, was sind also die Ermöglicher?
  • 10:33 - 10:35
    Was macht all dies möglich?
  • 10:35 - 10:37
    Da gibt es Tonnen von Technologie,
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    ich möchte hier aber nur über XML sprechen.
  • 10:41 - 10:43
    Wieviele von Ihnen kennen XML?
  • 10:43 - 10:45
    Es ist die Zukunft des World Wide Web.
  • 10:45 - 10:50
    Es ist die semantische Repräsentation von Kommentar, Inhalt,
  • 10:50 - 10:52
    und was Sie sich wirklich unter XML in diesem Fall vorstellen können,
  • 10:52 - 10:55
    ist die Verpackung, in die wir diese Seiten hüllen.
  • 10:55 - 10:58
    Erinnern Sie sich, wir haben die Seiten aus dem Buch gerissen.
  • 10:58 - 11:01
    Nun, XML wird diese Seiten im Grunde
  • 11:01 - 11:04
    in Lego-Steine verwandeln.
  • 11:04 - 11:06
    XML sind die Verbindungspunkte auf dem Legostein,
  • 11:06 - 11:10
    die uns Inhalte in einer Vielzahl verschiedener Weisen kombinieren lassen,
  • 11:10 - 11:13
    und es gibt uns einen Rahmen, in dem wir Inhalte miteinander teilen können.
  • 11:13 - 11:16
    Es lässt uns aus diesem Ökosystem
  • 11:16 - 11:19
    in seinem ursprünglichen Zustand, mit all diesen Inhalten
  • 11:19 - 11:21
    all den Seiten, die wir aus dem Buch gerissen haben
  • 11:21 - 11:25
    hochkultivierte Lernmaschinen bauen.
  • 11:25 - 11:28
    Bücher, Kurse, Kursmaterialien.
  • 11:28 - 11:31
    Es lässt Sie die Lernerfahrung individuell für
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    jeden einzelnen Studenten gestalten.
  • 11:33 - 11:36
    So dass alle Lernenden Bücher oder Kurse bekommen,
  • 11:36 - 11:39
    die individuell auf ihren Lernstil, ihren Hintergrund,
  • 11:39 - 11:42
    ihre Sprache und Interessen abgestimmt sind.
  • 11:42 - 11:46
    Es lässt Sie dieselben Materialien auf viele verschiedene,
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    und überraschend neue Weisen wiederverwenden.
  • 11:48 - 11:50
    Es lässt Sie Ideen verbinden,
  • 11:50 - 11:54
    und zeigen wie verschiedene Bereiche zusammenhängen.
  • 11:54 - 11:56
    Ich werde Ihnen einfach meine eigene Geschichte erzählen.
  • 11:56 - 11:59
    Diese Idee kam uns vor sechseinhalb Jahren,
  • 11:59 - 12:01
    weil ich dieses Zeug in dem roten Kasten unterrichte.
  • 12:01 - 12:05
    Hauptberuflich bin ich, wie Chris sagte, Professor für Elektrotechnik.
  • 12:05 - 12:07
    Ich lehre Signalverarbeitung
  • 12:07 - 12:10
    und meine Herausforderung war es, zu zeigen dass diese Gleichung –
  • 12:10 - 12:13
    wow, die Hälfte von Ihnen ist schon vom bloßen Angucken eingeschlafen –
  • 12:13 - 12:14
    (Gelächter)
  • 12:14 - 12:18
    aber diese trockene mathematische Rechnung ist der Mittelpunkt
  • 12:18 - 12:22
    dieses unglaublich mächtigen Netzes, das Technologie verbindet –
  • 12:22 - 12:26
    das wirklich coole Anwendungen wie Synthesizer mit
  • 12:26 - 12:29
    unglaublichen wirtschaftlichen Möglichkeiten verbindet,
  • 12:29 - 12:31
    das aber auch von geistigem Eigentum bestimmt wird.
  • 12:31 - 12:34
    Ich sah ein, dass ich als Techniker nie und nimmer
  • 12:34 - 12:37
    dieses Buch schreiben könnte, das dies vermitteln kann.
  • 12:37 - 12:39
    Wir brauchen eine Gemeinschaft, die das tut,
  • 12:39 - 12:43
    und wir brauchen neue Mittel, um diese Ideen zu verbinden.
  • 12:43 - 12:45
    Ich glaube, was wir wirklich versuchen, ist auf gewisse Weise
  • 12:45 - 12:48
    Minskys Traum wahr werden lassen,
  • 12:48 - 12:50
    in dem es um die Vorstellung geht, dass alle Bücher
  • 12:50 - 12:52
    in der Bibliothet anfangen, miteinander zu reden.
  • 12:52 - 12:54
    Die Lehrer unter uns,
  • 12:54 - 12:56
    jeder der gelehrt hat, weiß,
  • 12:56 - 13:00
    dass es beim Lehren in Wirklichkeit um Verbindungen geht.
  • 13:00 - 13:05
    Ok, zurück zur Mathematik. Stellen Sie sich vor, dass das möglich ist,
  • 13:05 - 13:09
    dass Sie jede einzelne Gleichung, auf die Sie in einem
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    dieser neuen E-Texte klicken, erforschen und damit experimentieren können.
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    Stellen Sie sich das Mathebuch Ihres Kindes vor, in der siebten Klasse.
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    Sie können jede einzelne Gleichung anklicken
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    und ein kleines Tool aufrufen, womit Sie experimentieren können,
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    an ihr tüfteln und sie verstehen können,
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    weil wir wirklich erst verstehen wenn wir etwas tun.
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    Die gleiche Art von Mark-Up Sprache, wie MatheML, für Chemie.
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    Stellen Sie sich Chemie-Bücher vor,
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    die die Struktur der Molekülbildung verstehen.
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    Stellen Sie sich Musik XML vor,
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    das Sie in die semantische Struktur der Musik eintauchen lässt,
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    Sie mit ihr spielen und sie verstehen lässt.
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    Es überrascht nicht, dass es allen gefällt, oder?
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    Selbst den drei Weisen.
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    (Gelächter)
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    Ok, der zweite große Ermöglicher, da habe ich eine große Lüge erzählt,
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    ist geistiges Eigentum,
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    denn ich habe mich hier hingestellt
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    und erzählt, wie großartig die Musikkultur ist.
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    Wir können tauschen und rippen, mischen und brennen, aber es ist illegal.
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    Wir würden der Piraterie beschuldigt werden,
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    denn Musik ist zum Eigentum geworden.
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    Sie hat Besitzer, meistens die Großindustrie.
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    Das Entscheidende ist, dass wir das nicht zulassen können.
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    Wir müssen verhindern, dass hier so etwas wie Napster passiert.
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    Dafür müssen wir es von Anfang an richtig machen.
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    Wir müssen einen Rahmen
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    für geistiges Eigentum schaffen, der das Tauschen sicher
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    und einfach verständlich macht.
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    Der Gedanke kommt aus der Open Source Software,
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    Sachen wie Linux und GPL,
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    und der Idee von Creative Commons Lizenzen.
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    Wieviele hier haben von Creative Commons gehört?
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    Falls Sie es nicht haben, sollten Sie sich schlau machen. Creativecommons.org.
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    Am Ende jedes Materials in Connexions
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    und in vielen anderen Projekten können Sie das Logo finden.
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    Wenn Sie darauf klicken, führt es Sie zu einem Dokument,
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    dass keinen Unsinn erzählt und von Menschen lesbar ist.
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    Ein Dokument, dass Ihnen genau sagt, was man mit dem Inhalt machen darf.
  • 15:05 - 15:09
    Sie sind sogar berechtigt, ihn zu teilen, all diese Dinge damit zu tun,
  • 15:09 - 15:12
    ihn zu kopieren, zu ändern, sogar kommerziell zu nutzen,
  • 15:12 - 15:15
    solange Sie den Autoren nennen.
  • 15:15 - 15:17
    Denn in wissenschaftlichen Veröffentlichungen
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    und den meisten Lehrwerken
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    geht es um den Gedanken, Wissen zu teilen, und Einfluss zu nehmen.
  • 15:25 - 15:29
    Deshalb schreiben Menschen, nicht nur um Geld zu machen.
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    Wir reden hier nicht von Harry Potter.
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    Wir sind hier am langen Ende.
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    Dahinter stehen rechtliche Bestimmungen,
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    wenn man das sehr vorsichtig aufbauen will,
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    und Creative Commons ist sehr populär.
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    Über 43 Millionen Dinge da draußen
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    sind unter Creative Commons lizensiert.
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    Nicht nur Texte, sondern auch Musik, Bilder, Videos,
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    und es gibt eine unglaubliche Nutzerrate
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    von Menschen, die Musik lizensieren, um sie frei zugänglich zu machen
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    für Leute, die diese Idee der Neuauflagen,
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    des Rippens, Mischens, Brennens und Tauschens unterstützen.
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    Ich möchte mit ein paar letzten Punkten abschließen.
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    Wir haben also diese Idee der Commons erschaffen. Menschen nutzen sie.
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    Im Monat haben wir über 500.000 Besucher, nur auf unserer Seite.
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    Offen zugängliche Kursmaterialien des MIT, eine weitere große Open-Content Seite,
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    hat ähnlich viele Klicks, aber wie schützen wir das?
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    Wie schützen wir es für die Zukunft?
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    Das Erste das Leute wahrscheinlich denken ist Qualitätskontrolle.
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    Denn wir sagen, dass jeder zum Commons beitragen kann.
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    Jeder kann irgendetwas beitragen,
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    das könnte ein Problem sein.
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    Es dauerte also nicht lange,
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    bis Leute z.B. Materialien zu Lingerie beitrugen,
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    wirklich ein ziemlich gutes Modul.
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    Das einzige Problem ist, dass es ein Plagiat
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    eines großen französischen feministischen Magazins ist.
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    Und wenn man zur vermeintlichen Kurswebseite geht,
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    kommt man zu einem Online Lingerie Shop.
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    Das ist ein kleines Problem,
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    also brauchen wir ganz deutlich eine Art Qualitätskontrolle.
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    Hier kommen Kontrolle und Evaluation ins Spiel.
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    Sie kommen hier zu TED. Warum kommen Sie zu TED?
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    Weil Chris und sein Team sichergestellt haben,
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    dass alles von höchster Qualität ist,
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    wir sollten also dasselbe tun können.
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    Und wir müssen Strukturen schaffen.
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    Wir gestalten also soziale Software,
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    um jedem die Möglichkeit zu geben, eigene Evaluationsprozesse anzulegen.
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    Wir nennen diese Linsen.
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    Sie lassen jeden einzelnen seinen eigenen
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    Prozess der Kollegenkontrolle entwickeln,
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    so dass man sich auf die Inhalte konzentrieren kann,
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    die man für wirklich wichtig hält.
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    Sie könne sich TED als potenzielle Linse vorstellen.
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    Ich möchte mit Folgendem schließen,
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    Sie können das als Handlungsaufruf interpretieren.
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    Bei Connexions und Open-Content geht es um das Teilen von Wissen.
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    Sie alle hier sind von unglaublichen Mengen
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    an Wissen erfüllt.
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    Ich würde gerne jeden einzelnen von Ihnen einladen,
  • 18:05 - 18:09
    zu diesem Projekt und ähnlichen Projekten beizutragen,
  • 18:09 - 18:13
    denn ich denke, dass wir gemeinsam die Bildungslandschaft
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    und die Landschaft der Schulbuchverlage verändern können.
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    Vielen Dank.
Title:
Richard Baraniuk über Open Source Lernen
Speaker:
Richard Baraniuk
Description:

Richard Baraniuk, Professor an der Rice Universität, erklärt die Vision hinter Connexions, seinem Open Source Online Bildungssystem. Es ersetzt das Lehrbuch und ermöglicht es Lehrern auf der ganzen Welt, Kursmaterialien frei zu tauschen und zu adaptieren.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
18:16
Yvonne Balzer added a translation

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