Ein Tropus ist ein bekanntes Muster in einer Geschichte oder ein wiedererkennbares Attribut eines Charakters, das dem Zuschauer Informationen vermittelt. Ein Tropus wird zum Klischee, wenn es übermäßig verwendet wird. Leider vermitteln manche dieser Tropen beleidigende Stereotype. Hin und wieder schafft es ein Charakter, der als Feminist charakterisiert wird, durch die Produktion auf den Fernsehbildschirm, nur ist das leider selten gut. Die Hollywood-Maschine verdreht und verkehrt Feminismus und spuckt etwas aus, was nur wenige bis keine Ähnlichkeiten zu echten Feministen hat. Um sich verzweifelt von allem zu distanzieren, was mit Feminusmus zu tun haben könnte, greifen Hollywood-Autoren auf den abwegigsten und perversesten Tropus zurück, der je in den Feuern des Schicksalsberges geschmiedet wurde. Dieser Tropus ist der Emanzen-Stereotyp. Im Fernsehen und in Filmen schafft der Emanzen-Stereotyp eine gezielt übertriebene feministische Karikatur, welche Autoren dann mit einem Bündel von groben Vereinfachungen, Falschdarstellungen und Stereotypen zu füllen versuchen, um den Feminismus einfach zu diskreditieren oder zu entlegitimieren. Das Ziel ist dabei, Feministinnen und unsere Bewegungen völlig lächerlich, übertrieben und unnötig aussehen zu lassen. In Bezug auf die Darstellung in den Medien ist eine der beunruhigendsten Beispiele der Emanze in der 3. Staffel von Veronica Mars zu finden. Leider drehte das Veronica Mars-Autorenteam in der letzten Staffel vollkommen durch indem es eine Emanzen-Gruppe als Bösewichte in der Serie einführte. Charaktere wie diese dienen dazu, feministischen Bewegungen zu untergraben und zu diskreditieren, aber sie dienen auch dazu, kluge, starke und witzige weibliche Hauptrollen von jeder Verbindung mit Feminismus zu trennen, in diesem Fall Veronica. Den Emanzen-Stereotyp ist Teil eines fiktiven post-feministischen Welt, die so nur in Hollywood existiert. Der Tropus dient dem Irrtum, dass jeder schon gleichberechtigt ist. Besonders frustrierend ist, dass diese Figuren oft berechtigte feministische Anliegen aufweisen über Frauenrechte und Gleichberechtigung, aber diese Bedenken werden schnell untergraben von den Autoren, welche diese Charaktere als übertrieben, verrückt und extremistisch darstellen. Ein Beispiel der Emanze ist in "Eine schrecklich nette Familie" in Form von Marcy D'Arcy, der lästigen und pompösen Nachbarin. In diesem Fall wird die Emanze zur kastrierenden Frau, die ihren fügsamen, dummen Mann entmannt und dominiert. Wir sehen den Tropus in Rugrats mit Phil und Lils Mutter erneut welche von Wikipedia wie folgt beschrieben wird: "ziemliche Sportskanone und Flintenweib" und man erkennt sie auch als Emanze dank des riesigen Venussymbols auf ihrem Pullover. Ähnlich wie Marcy kastriert sie ihren unterwürfigen Mann durch bellende Befehle. 2001 warf in "Natürlich Blond" der Skriptautor eine Emanze als billigen Gag ein welche das Wort "Semester" als böse Verschwörung gegen Frauen interpretiert. "Schauen Sie sich das Wort 'Semester' an, okay? Es ist das perfekte Beispiel für die diskriminierende Bevorzugung von Samen ("Semen") zu Eierstöcken an dieser Uni, deshalb beantrage ich, das nächste Semester Winter-"ov-es-ter" ("Ovaries" = Eierstöcke) zu nennen." Ein weiteres problematisches Beispiel stammt aus der Powerpuff-Girls-Folge "Kriminelle Gleichberechtigung" in der dritten Staffel. Die Mädchen bekämpfen eine Bösewichtin namens Femme Fatale, welche sofort als Emanze erkennbar ist, denn sie hat das oh-so-schreckliche Venussymbol auf ihrer Maske, ihren Kleidern und sogar als ihre Waffe. Die Episode zeigt Townsville, welches keine Probleme mit ungleicher Behandlung der Geschlechter aufweist. "Eine Stadt, in der jeder seine gerechte Chance erhält" Selbst Jungs und Mädchen verstehen sich auf dem Spielplatz. "Du bist dran, Jenny ... reagier schnell!" "Ups!" "Sehr witzig, Joey." "Du kriegst auch noch was ab!" Aber diese Idylle wird listig von Femme Fatale und ihrer hinterhältigen, trügerischen Frauenrechtsansprache gestört. Interessanterweise hat Femme Fatale einige gute Argumente über den Mangel von Frauengesichtern auf US-Noten oder dem Fehlen von weiblichen Superhelden in unserer Popkultur. "Sicherlich habt ihr bemerkt, dass weibliche Superhelden nicht so gefragt sind wie männliche." "Von wegen!" "Es gibt Supergirl, Batgirl..." "Wie dämlich!" "Müde Erweiterungen ihrer männlichen Gegenparts!" Die Mädchen werden von Femme Fatale's bösartiger Rhetorik dazu beeinflusst, harmlose, gewohnte Alltagsdinge als eine Verschwörung gegen Frauen und gegen sie persönlich interpretieren. Die Autoren der Powerpuff Girls haben sorgfältig eine Fantasy-Welt ohne geschlechtsspezifische Unterdrückung geschaffen, sodass die Mädchen Unterdrückung sehen, wo keine vorhanden ist. "Wir haben gesehen, was du getan hast, Joey Finklemeyer!" "Waaaas hab' ich getan?" "Halt den Mund!" "Stell dich nicht dumm an!" "Die Hausarbeit ist erledigt, nur euer Zimmer bleibt noch übrig." "Falls ihr euch darum kümmern wollt...?" "Uh, ich mach's einfach später" "Warum holen Sie keinen starken Mann, um Ihre geliebte Stadt zu retten?" "Oder noch besser: warum hören Sie nicht auf, Frauen Ihre schmutzige Arbeit erledigen zu lassen und machen Sie's selbst!" Das Problem ist, dass alle Kritikpunkte der Powerpuff Girls tatsächlich existieren! Mädchen werden immer noch auf Schulhöfen gemobbt und Frauen sind vorwiegend für den Haushalt zuständig. Frauen werden die ganze Zeit in fast jeder Facette unseres Lebens unterdrückt. Auch dieser Tropus dient dazu, die Powerpuff Girls aus unserer Welt abzutrennen, sodass sie in keiner Weise irgendwelche feministischen Zeichen setzen können. Naja, du weißt ja, sie sind coole, witzige, unabhängige junge Frauen, die die Welt retten, aber naja, keine Feministinnen. Der Tropus der Emanze setzt ein ganz neues Niveau in den Erwachsenen-Toons wie South Park oder Family Guy. In der Folge "Die Frau in Peter" versteckte der Autor eine Anspielung an die feministische Anwältin Gloria Allred. Allred übernimmt hochkarätige Fälle von Frauenbelästigung. In diesem Zusammenhang schufen die Family-Guy-Autoren eine Figur, die zufällig den Namen Gloria Ironbox trägt und die Peter das Hirn wäscht zum Wunschdenken, er ist eine Frau, nachdem er wegen sexueller Belästigung angeklagt wurde. Die Entmannung und Feminisierung von Peter und seine plötzliche Verwandlung in eine Feministin ist auf Gags gebaut. "Ich kann Männer nicht respektieren! Männer sind Schuld am lausigen Zustand der Welt!" "Wenn Männer so sanft wie Frauen wären, gäbe es weder Gewalt noch Verbrechen!" Immerhin gibt es in einer patriaschischen Gesellschaft nur einen schlimmeren Stand als den einer Frau, nämlich den eines Feministen... In diesen fiktiven Erzählungen existiert institutionelle Unterdrückung und weit verbreiteter Sexismus einfach nicht. Es ist eine sorgfältig konstruierte Welt, in der Feminismus nicht mehr benötigt wird. Auch in der Comic-Welt existiert der Tropus mit "Y the Last Man". Als alle Männer auf der Erde sterben bis auf einen, gibt es eine extremistische mörderische Gruppe namens Amazonentöchter. welche Selbstjustiz ausüben und sich auf den Hass und die Verachtung der Männer und jedem Sympathisanten berufen, auch wenn es keine mehr gibt. Um auf 'Veronica Mars' zurückzukommen: Ein Handlungsbogen, der sich über 9 Folgen der dritten Staffel erstreckt, handelt von Vergewaltigungen an ihrer Universität. Eine Emanzen-Gruppe demonstriert, arbeitet freiwillig für die "Fahr sicher heim"-Aktion, in der junge Frauen nach Hause begleitet werden, und fordert, dass die Universität einen offiziellen Sex-Verhaltenskodex einführt. All dies sind logische, rationale und wichtige Schritte zur Schaffung sicherer Universitäten. Doch die Drehbuchautoren tun diese Figuren schnell als irrationale, sture, dickköpfige Männer-Hasser ab, was dazu dient, die alten Klischees über zornige und militante farbige Frauen zu bedienen. "Schwein" "Vergewaltiger" "Schwein" Die Autoren von "Veronica Mars" nahmen den Emanzen-Stereotyp auf ein widerwärtiges Level, indem sie sie "eine Vergewaltigung vortäuschten" lassen, um die Bruderschaft zu beschuldigen. Dass Frauen über sexuelle Übergriffe lügen, ist ein viel zu häufig verwendeter Mythos. Frauen riskieren üblicherweise nicht die soziale Schande, sich als Vergewaltigungsopfer zu outen, nur um sich an jemandem zu rächen. In ein paar Folgen untergraben die Macher von 'Veronica Mars' die Arbeit tausender Studenten weltweit, die sich an ihren Unis gegen Gewalt an Frauen einsetzen. Während wir also dem Emanzen-Stereotyp andauernd in Film und Fernsehen begegnen, wird dieser auch regelmäßig durch US-Talkshows und Nachrichtensprecher propagiert. Religiöse und konservative Nachrichtenmedien greifen oft Frauen mit bewussten Falschdarstellungen und extremen Übertreibungen des Feminismus an. Dieser falsche Eindruck wurde von populären Talkshow-Moderatoren wie Michael Savage, Glenn Beck und Bill O'Reilly in den Mainstream eingeführt. Sicher ist dir der Begriff "Feminazi", geprägt von Rush Limbaugh, bekannt: Ein Begriff der dazu dient, alle Frauen, die für soziale Gleichstellung kämpfen, zu diskreditieren und verteufeln. "Die Feministen, die Feminazis arbeiten schon seit Jahren daran," "Frauen voran zu bringen, indem sie Männer abwerten." Genau.... Der Emanzen-Stereotyp verstärkt den Mythos, dass der Feminismus nicht mehr nötig sei, dass wir Gleichberechtigung erreicht hätten und jeder, der widerspricht, wird schnell erniedrigt und als Extremist dargestellt. Dieser Tropus zeigt einen Gegenschlag auf den Feminismus und Frauenrechts-Bewegungen. Während wir uns mehr zur Emanzipation hinbewegen, wird dieser Gegenschlag immer stärker. Dies ist eine alte aber effektive Taktik, die eindeutig funktioniert, denn ich höre oft junge Frauen sagen: "Ich glaube an Gleichberechtigung, bin aber keine Feministin!" Diese Meinung ist ein direktes Resultat des Emanzen-Tropus, weil Frauen sich von den falschen und extremen Darstellungen in Fernsehen, Filmen und Talkshows distanzieren wollen. Wir müssen diese Bezeichnung stolz annehmen und gegen die verzerrten und erniedrigenden Darstellungen in den Medien und im echten Leben ankämpfen, und wenn ihr alle wirklich an Gleichberechtigung glaubt, müssen wir das feministische Erbe annehmen und dafür kämpfen. Und Hollywood, überwinde deine Furcht vor starken, schlauen und talentierten Frauen und hör auf, diese durch die lächerlichen Emanzen-Stereotypen zu beleidigen. Abschließend ein ziemlich geniales Zitat von Polly Bergen in der ansonsten unscheinbaren Serie "Welcome, Mrs. President": "Hör mal, nur weil es Mom wichtig ist, muss es nicht auch mir wichtig sein!" "Ich meine, bin keine Feministin." "Also glaubst du nicht daran, dass Männer und Frauen die gleichen Rechte haben sollten?" "Naja, natürlich schon, aber-" "Herzchen, dürfte ich vorschlagen," "dass du die Definition von 'Feminist' nachschlägst?" ♪Feministen haben keinen Humor ♪ ♪ Feministen suchen nur Einsamkeit ♪ ♪ Schluchz, heul, schneuz, schnief ♪