Mein Name ist Anita Sarkeesian und ich produziere eine Serie von Internetvideos, die „Feminist Frequency“ heißt. Ich habe mit „Feminist Frequency“ angefangen, weil ich das Gefühl hatte, dass Feminismus irgendwie im akademischen Rahmen sowie in radikalen politischen Räumen gefangen war. Dort sprachen sie über Unterdrückungssysteme und Privilegien aber in einer Sprache, die nur schwer zu verstehen war und ich wollte einen leicht zugänglichen Raum schaffen, in dem es leicht ist, sich mit Feminismus auseinander zu setzen. Ich glaube, dass Popkultur eine allgemein verständliche Sprache ist, die wir alle verstehen. Die Dichterin Muriel Rukeyser schrieb, dass das Universum aus Geschichten und nicht aus Atomen besteht und ich mag dieses Zitat wirklich sehr, weil ich glaube, dass Popkultur einer der Wege ist, mehr über uns selbst und die Welt um uns herum zu lernen. Wenn man gern fernsieht, ist man oft vielen Anfeindungen ausgesetzt. Es heißt dann, es sei dieses große, böse, schreckliche Etwas, das unsere Gehirne aussaugen wird, aber ich glaube nicht, dass das stimmt. Ich bin Fan und ich liebe Geschichten und für mich ist es Teil meines Fan-seins, Figuren, Geschichten und Sendungen, die ich liebe, zu genießen und zu feiern. Dabei bin ich aber kritische in Bezug auf Mythen und Darstellungen, die die Medien aufrechterhalten. Ich glaube, dass es wichtig ist, sich kritisch mit Videospielen und Comics und Filmen und TV-Sendungen auseinanderzusetzen, weil es Spiegelbilder unserer Gesellschaft sind. Ich glaube, dass die Medien voll von negativen Stereotypen und Geschichten sind, die unterdrückende soziale Normen verstärken und weiterführen. Ich glaube nicht, dass wir uns von den Medien abwenden und unsere Fernseher rausschmeißen sollten, sondern dass wir uns selbst mit Werkzeugen der Medienkompetenz ausstatten sollten, um uns kreativ und kritisch mit den Medien auseinander zu setzen. Und viele Fangemeinden haben tun das seit Jahrzehnten. Ich habe das Format der Internetvideoserie gewählt, weil ich deutlich und direkt über einige dieser wirklich komplexen Aspekte reden wollte. Ich veröffentliche meine Videos auf YouTube, weil ich mit meiner Generation über Systeme von Privilegien und Unterdrückung sowie Feminismus sprechen will und weil wir immer mehr eine audio-visuelle Kultur sind. Wir beschäftigen uns auf sehr interessante Art mit Popkultur, indem wir remixen und Videoblogs erstellen. Ich habe das Gefühl, dass der Ort ist, an dem das Lernen tatsächlich statt findet. Nur leider sind bildungserzieherische Institutionen und akademische Kreise ziemlich abwehrend gegenüber populärer Kultur. Ich bekomme viel Unterstützung von Menschen, die meine Videos sehr mögen. Sie sind sogar als pädagogische Mittel in Klassenräumen benutzt worden und wurden auf Filmfestivals ausgestrahlt. Ich habe sogar Nachrichten von Müttern bekommen, die sich hingesetzt und meine Videos zusammen mit ihren Töchtern angeschaut haben. Das ist für mich wirklich herzerwärmend. Allerdings bekomme ich auch viele Beleidigungen, wie fast alle feministischen BloggerInnen und Frauen auf YouTube. Man könnte überrascht sein, wie oft ich Kommentare bekomme wie „Geh zurück in die Küche“ oder „Mach mir ein Sandwich“. So etwas passiert fast täglich und ich finde, um damit umzugehen, sollten wir auch einen Blick auf die Ungerechtigkeiten werfen, die offline in unserer Gesellschaft existieren und wie sich das in Online-Räumen wiederspiegelt. Ein Weg, wie ich persönlich mit den Kommentaren umgehe, ist, diese zu moderieren. Denn ich möchte einen Raum schaffen, in den Menschen kommen und sich mit Feminismus auseinandersetzen können, ohne dabei zu riskieren, dass sie beleidigt oder lächerlich gemacht werden. Ich stelle mir das ungefähr wie mein Wohnzimmer vor. Wenn jemand zu mir nach Hause käme und sagen würde: „Geh zurück in die Küche“, würde ich diese Person nicht besonders freundlich rausschmeißen und über meine Webseite sowie meinen YouTube-Kanal denke ich genauso. Meine Videos kann man sich auf FeministFrequency.com anschauen und man kann Updates von mir auf Twitter unter @femfreq verfolgen.