1 00:00:02,648 --> 00:00:06,943 Mein Name ist Anita Sarkeesian und ich produziere eine Serie von Internetvideos, die „Feminist Frequency“ heißt. 2 00:00:06,943 --> 00:00:11,708 Ich habe mit „Feminist Frequency“ angefangen, weil ich das Gefühl hatte, dass Feminismus irgendwie im akademischen Rahmen sowie 3 00:00:11,708 --> 00:00:16,184 in radikalen politischen Räumen gefangen war. Dort sprachen sie über Unterdrückungssysteme und Privilegien 4 00:00:16,184 --> 00:00:20,141 aber in einer Sprache, die nur schwer zu verstehen war und ich wollte einen leicht zugänglichen 5 00:00:20,141 --> 00:00:23,940 Raum schaffen, in dem es leicht ist, sich mit Feminismus auseinander zu setzen. 6 00:00:23,940 --> 00:00:28,891 Ich glaube, dass Popkultur eine allgemein verständliche Sprache ist, die wir alle verstehen. Die Dichterin Muriel Rukeyser schrieb, 7 00:00:28,891 --> 00:00:33,531 dass das Universum aus Geschichten und nicht aus Atomen besteht und ich mag dieses Zitat wirklich sehr, weil ich glaube, dass 8 00:00:33,531 --> 00:00:37,454 Popkultur einer der Wege ist, mehr über uns selbst und die Welt um uns herum zu lernen. 9 00:00:37,454 --> 00:00:41,989 Wenn man gern fernsieht, ist man oft vielen Anfeindungen ausgesetzt. Es heißt dann, es sei dieses große, böse, schreckliche Etwas, 10 00:00:41,989 --> 00:00:48,112 das unsere Gehirne aussaugen wird, aber ich glaube nicht, dass das stimmt. Ich bin Fan und ich liebe Geschichten 11 00:00:48,112 --> 00:00:53,615 und für mich ist es Teil meines Fan-seins, Figuren, Geschichten und Sendungen, die ich liebe, zu genießen und zu feiern. 12 00:00:53,615 --> 00:00:59,815 Dabei bin ich aber kritische in Bezug auf Mythen und Darstellungen, die die Medien aufrechterhalten. 13 00:00:59,815 --> 00:01:05,225 Ich glaube, dass es wichtig ist, sich kritisch mit Videospielen und Comics und Filmen und TV-Sendungen auseinanderzusetzen, 14 00:01:05,225 --> 00:01:11,313 weil es Spiegelbilder unserer Gesellschaft sind. Ich glaube, dass die Medien voll von negativen Stereotypen 15 00:01:11,313 --> 00:01:17,756 und Geschichten sind, die unterdrückende soziale Normen verstärken und weiterführen. 16 00:01:17,756 --> 00:01:21,786 Ich glaube nicht, dass wir uns von den Medien abwenden und unsere Fernseher rausschmeißen sollten, sondern dass wir 17 00:01:21,786 --> 00:01:27,411 uns selbst mit Werkzeugen der Medienkompetenz ausstatten sollten, um uns kreativ und kritisch mit den Medien auseinander zu setzen. 18 00:01:27,411 --> 00:01:30,536 Und viele Fangemeinden haben tun das seit Jahrzehnten. 19 00:01:30,536 --> 00:01:35,302 Ich habe das Format der Internetvideoserie gewählt, weil ich deutlich und direkt über einige dieser wirklich 20 00:01:35,302 --> 00:01:39,886 komplexen Aspekte reden wollte. Ich veröffentliche meine Videos auf YouTube, weil ich mit meiner Generation über 21 00:01:39,886 --> 00:01:45,323 Systeme von Privilegien und Unterdrückung sowie Feminismus sprechen will und weil wir immer mehr eine audio-visuelle Kultur sind. 22 00:01:45,323 --> 00:01:51,804 Wir beschäftigen uns auf sehr interessante Art mit Popkultur, indem wir remixen und Videoblogs erstellen. 23 00:01:51,804 --> 00:01:57,026 Ich habe das Gefühl, dass der Ort ist, an dem das Lernen tatsächlich statt findet. Nur leider sind bildungserzieherische Institutionen und 24 00:01:57,026 --> 00:02:00,651 akademische Kreise ziemlich abwehrend gegenüber populärer Kultur. 25 00:02:00,651 --> 00:02:04,609 Ich bekomme viel Unterstützung von Menschen, die meine Videos sehr mögen. Sie sind sogar als pädagogische 26 00:02:04,609 --> 00:02:09,667 Mittel in Klassenräumen benutzt worden und wurden auf Filmfestivals ausgestrahlt. Ich habe sogar Nachrichten von Müttern bekommen, die 27 00:02:09,667 --> 00:02:13,125 sich hingesetzt und meine Videos zusammen mit ihren Töchtern angeschaut haben. Das ist für mich wirklich herzerwärmend. 28 00:02:13,125 --> 00:02:18,583 Allerdings bekomme ich auch viele Beleidigungen, wie fast alle feministischen BloggerInnen und Frauen auf YouTube. 29 00:02:18,583 --> 00:02:23,474 Man könnte überrascht sein, wie oft ich Kommentare bekomme wie „Geh zurück in die Küche“ 30 00:02:23,474 --> 00:02:29,072 oder „Mach mir ein Sandwich“. So etwas passiert fast täglich und ich finde, um damit umzugehen, sollten wir auch 31 00:02:29,072 --> 00:02:32,641 einen Blick auf die Ungerechtigkeiten werfen, die offline in unserer Gesellschaft existieren 32 00:02:32,641 --> 00:02:35,766 und wie sich das in Online-Räumen wiederspiegelt. 33 00:02:35,766 --> 00:02:41,156 Ein Weg, wie ich persönlich mit den Kommentaren umgehe, ist, diese zu moderieren. Denn ich möchte einen Raum schaffen, 34 00:02:41,156 --> 00:02:45,823 in den Menschen kommen und sich mit Feminismus auseinandersetzen können, ohne dabei zu riskieren, 35 00:02:45,823 --> 00:02:48,364 dass sie beleidigt oder lächerlich gemacht werden. 36 00:02:48,364 --> 00:02:52,896 Ich stelle mir das ungefähr wie mein Wohnzimmer vor. Wenn jemand zu mir nach Hause käme und sagen würde: 37 00:02:52,896 --> 00:02:57,922 „Geh zurück in die Küche“, würde ich diese Person nicht besonders freundlich rausschmeißen und über meine Webseite 38 00:02:57,922 --> 00:03:00,042 sowie meinen YouTube-Kanal denke ich genauso. 39 00:03:00,042 --> 00:03:03,368 Meine Videos kann man sich auf FeministFrequency.com anschauen 40 00:03:03,368 --> 00:03:06,214 und man kann Updates von mir auf Twitter unter @femfreq verfolgen.