WEBVTT 00:00:09.259 --> 00:00:13.259 In der heutigen Welt ist unser Leben mit allem Möglichen bis zum Rand gefüllt. 00:00:13.259 --> 00:00:17.868 Die Möglichkeiten, sich zu amüsieren, Freundschaften anzubahnen und innerlich zu wachsen nehmen ständig zu. 00:00:18.222 --> 00:00:24.868 Warum also fühlen wir mitunter eine gewisse innere Leere in uns oder werden von irgendwelchen Sorgen über nichtige Dinge völlig in Beschlag genommen? 00:00:25.940 --> 00:00:30.060 Warum scheint die Realität des Lebens so fern aller Träume, die wir in der Kindheit hatten? 00:00:30.059 --> 00:00:37.060 Warum scheint der göttliche Frieden und die göttliche Liebe, von denen wir soviel hören, manchmal so weit weg zu sein? 00:00:40.558 --> 00:00:46.658 Wir alle brauchen einen Anker im Leben, einen Ort der Stille und des Friedens, zu dem wir uns, 00:00:46.658 --> 00:00:51.088 fern von aller Geschäftigkeit und allen Anliegen des Alltags, zurückziehen können. 00:00:51.088 --> 00:00:55.399 Die christliche Meditation bietet vielen Menschen genau das.: 00:00:55.399 --> 00:01:00.890 Ein sehr altes Gebet der Stille, das jedoch gerade die geschäftigen 00:01:00.890 --> 00:01:04.348 und mit ihren Gedanken beschäftigten Vertreter des 21. Jahrhunderts sehr angeht. 00:01:05.180 --> 00:01:09.180 Stille in der City – Berichte aus der Gemeinschaft der jungen Meditierenden: 00:01:15.230 --> 00:01:18.000 Giovanni Felicioni: Die Meditation ist eine Zeit des Gebets, 00:01:18.000 --> 00:01:25.000 das keine Worte und keine Bewegungen kennt, das in der Einsamkeit Deiner inneren Welt stattfindet, wo du zur Ruhe kommst und in der du entspannt, 00:01:25.930 --> 00:01:32.930 ungezwungen und mit einem gewissen Gleichmut verweilen kannst, die die Möglichkeit gibt, dich mit Aufmerksamkeit etwas zuzuwenden, 00:01:33.230 --> 00:01:39.280 und dieses Etwas liegt in der Stille, sie umgibt dich und ist gleichzeitig in dir, in deinem Innern anwesend; sie ist weder Gedanke 00:01:39.280 --> 00:01:46.280 noch Danksagung, sondern sie ist ein neutraler schlichter Ankerplatz, der dich auf sachte Weise lehrt, 00:01:46.569 --> 00:01:52.129 wie du im Hier und Jetzt zuhause sein kannst... und hier ist es, wo wir den wahren Christusmoment erleben können. 00:01:53.975 --> 00:01:59.560 Sei still und wisse, daß ich Gott bin. (Psalm 46, 10) 00:02:01.170 --> 00:02:05.030 Ich heiße Celia und nehme an einer Meditationsgruppe 00:02:05.030 --> 00:02:06.750 in Sydney in Australien teil. 00:02:07.335 --> 00:02:13.030 Unsere Gruppe trifft sich jede Woche in Paddington, einem sehr lebhaften Geschäftsviertel. 00:02:13.030 --> 00:02:17.680 Mitten in dieser lauten Umgebung nehmen wir uns die Zeit, still zu werden. 00:02:17.680 --> 00:02:22.370 Wir sind eine bunt gemischte Gruppe und kommen aus sehr unterschiedlichen Lebenssphären: einige von uns arbeiten 00:02:22.370 --> 00:02:28.709 andere studieren, und es gibt viele verschiedene Interessenbereiche unter uns. Aber wenn wir zusammen meditieren, 00:02:28.778 --> 00:02:35.017 verschwinden alle Unterschiede zwischen uns, und allen wird die Stille zuteil, die uns miteinander und mit Gott verbindet. 00:02:56.821 --> 00:03:01.967 Nachdem wir zur Einleitung etwas vorgelesen haben, meditieren wir 25-30 Minuten lang. 00:03:10.318 --> 00:03:17.318 Was unserer Meditation zugrunde liegt, ist die Wiederholung im Innern eines Gebetswortes oder Mantra. Viele benutzen als 00:03:17.408 --> 00:03:23.248 Wort das aramäische MARANATA, das „der Herr (oder der Lehrer/Meister) kommt“ bedeutet. 00:03:23.248 --> 00:03:28.709 Wenn wir somit innerlich das Mantra wiederholen, denken wir nicht über seine Bedeutung nach; es soll uns ganz einfach helfen, 00:03:28.709 --> 00:03:33.079 aufmerksam dabei zu bleiben und im gegenwärtigen Augenblick zu verweilen. 00:03:33.079 --> 00:03:38.909 Natürlich können uns die Gedanken ablenken, wenn wir beispielsweise Pläne für morgen machen oder uns überlegen, was wir zu Abend essen könnten. Aber sobald wir merken 00:03:38.908 --> 00:03:44.929 daß wir wieder abgeschweift sind, wenden wir uns aufs Neue dem Mantra zu. Dies ist ein Weg, der über alle Gedanken, 00:03:44.930 --> 00:03:51.829 Worte und Vorstellungen hinausgehen will. Durch die Stille, die uns zur Einfachheit führt, lösen wir uns von 00:03:51.829 --> 00:03:58.829 allen Plänen und allem, was uns eben noch so wichtig schien, und lassen das Göttliche ganz in uns ein. 00:04:00.180 --> 00:04:07.109 Die christliche Meditation wurde vor etwa 30 Jahren von John Main, einem Benediktiner, wieder neu ins Leben gerufen. Er glaubte fest daran 00:04:07.109 --> 00:04:13.139 daß diese alte christliche Tradition des meditativen Gebets allen zugänglich sein sollte und daß es 00:04:13.139 --> 00:04:17.569 im heutigen Jetzeitalter eine wertvolle und äußerst relevante Praxis darstelle. 00:04:17.569 --> 00:04:22.230 John Main und Laurence Freeman, ebenfalls Benediktiner, begannen, diese Form des Gebets 00:04:22.230 --> 00:04:29.170 in kleinen Gruppen zu lehren: zunächst in London und dann in Montreal in Canada. 00:04:29.170 --> 00:04:33.830 Als sich solche Gruppen in allen Teilen der Welt herausbildeten, entstand auf diese Weise die Weltgemeinschaft für Christliche Meditation, 00:04:33.829 --> 00:04:39.509 ein ökumenisches Kloster, das keine Mauern kennt. 00:04:39.509 --> 00:04:44.899 Heute stellt unsere Gruppe eine unter 400 anderen, die in Australien und vielen anderen Ländern der Welt bestehen, dar. 00:04:46.714 --> 00:04:51.899 Im kontemplativen Gebet versuchen wir, die Person, wir berufen sind, zu werden. - John Main 00:04:55.009 --> 00:04:59.560 John Shields: When I started meditating, I did it mostly so, 00:04:59.560 --> 00:05:06.339 weil ich mich von meinem viel beschäftigten Leben frei machen, weil ich zu mir selbst zurückfinden 00:05:06.339 --> 00:05:12.310 und in der Gegenwart leben wollte. Ich fand sehr bald heraus, daß ich viel zuviel in die Zukunft dachte oder aber mich mit der Vergangenheit beschäftigte. 00:05:12.310 --> 00:05:18.069 Ich meditierte auf dem Weg zur Arbeit im Zug und dann wieder nachmittags 00:05:18.069 --> 00:05:23.730 im Zug; ich versuche also, das Meditieren wirklich richtig in mein Leben einzubauen. Es ist meine Zeit 00:05:23.730 --> 00:05:29.280 , die Zeit, die ich für mich habe, um bei Gott zu sein und Ihm näher zu kommen. 00:05:29.279 --> 00:05:34.909 Die Meditation hilft mir auch bei meiner Arbeit, da sie 00:05:34.910 --> 00:05:41.000 mir den Menschen, dem ich beistehen will, näher bringt. 00:05:41.000 --> 00:05:48.000 Ich bemühe mich sehr darum, fit zu bleiben, denn ich bin der Meinung, daß man sich dabei wohlfühlt 00:05:48.139 --> 00:05:52.579 und daß dies einem Selbstvertrauen einflößt; außerdem gibt es dem Ablauf des Tages eine festere Struktur; 00:05:52.579 --> 00:05:59.419 durch die Disziplin, die ich mir dabei auferlege, habe ich das Gefühl, daß ich die Zeit produktiv ausnutze, und die Meditation 00:05:59.420 --> 00:06:02.620 hilft mir bei dieser Disziplin, die ich vom Sport her habe. 00:06:02.620 --> 00:06:07.230 Wir sollen möglicherweise jeden Morgen und Abend 25-30 Minuten lang meditieren 00:06:07.230 --> 00:06:13.050 und das ist eine große Verpflichtung und es hilft tatsächlich mit meiner Engagements für den Sport. 00:06:13.050 --> 00:06:17.819 Das Leben ist ein Geschenk und ich bin nicht hier, um es zu verschwenden. 00:06:18.904 --> 00:06:24.519 Gott, der sich ganz in uns zuhause fühlt, lebt auf immer in unserer Seele. – Mother Julian of Norwich 00:06:27.519 --> 00:06:30.819 Claire: Ich heiße Claire. Ich komme aus Großbritannien und lebe zur 00:06:30.819 --> 00:06:38.957 Zeit in Sydney. Als ich klein war, war ich von einem christlichen Leben ganz umgeben: mein Vater war Pfarrer der anglikanischen Kirche 00:06:39.199 --> 00:06:44.620 und wir wohnten damals im Pfarrhaus nebenan. Christliches Leben spielte sich selbst in der Küche ab 00:06:44.620 --> 00:06:50.810 wenn meine Mutter Vorbereitungen für ein Mittagessen im Rahmen der Pfarrei traf, oder im Garten, wenn wir Kinder die Ostereier suchten 00:06:50.810 --> 00:06:57.810 oder aber, wenn das Telefon in Vaters Büro klingelte. Als Kind hörte ich den Leuten in der Kirche 00:06:57.939 --> 00:07:04.939 zu und fragte mich, was nun eigentlich das Gebet auf sich habe. Es schien mir nicht richtig zu sein, daß man zu Gott sprach, als sei er 00:07:05.819 --> 00:07:10.949 irgendwo dort draußen. Als ich dann größer wurde, hatte ich deutlich das Gefühl 00:07:10.949 --> 00:07:18.903 daß Gott eher in mir, und nicht außerhalb von mir sei. Meine Fragen über Gott blieben weiterhin bestehen, 00:07:19.470 --> 00:07:25.150 auch als ich älter wurde; aber ich versuchte mit allen Kräften, die mir zur Verfügung standen, an einer besseren Welt mitzuarbeiten: ich nahm an Projekten teil, die sich mit dem Umweltschutz 00:07:25.149 --> 00:07:32.149 befassten, und an Gemeischaftsprogrammen im Ausland. Doch obwohl ich sagen kann, daß ich mit einigen phantastischen Plätzen der Welt in Berührung 00:07:32.319 --> 00:07:37.370 kam und dabei teilweise großartige Menschen kennengelernt habe, blieb ich innerlich unerfüllt. 00:07:37.370 --> 00:07:42.867 Eines Tages saß ich oben in einem Londoner double-decker Bus, als ein Freund von mir zum ersten Mal auf die christliche Meditation 00:07:42.867 --> 00:07:49.990 zu sprechen kam. Ich wußte sogleich, daß es sich hier um das fehlende Glied in der Kette meines Lebens handelte, 00:07:50.327 --> 00:07:57.850 und als ich mehr über die kontemplative christliche Tradition erfuhr, bestätigte sich, was ich immer geglaubt hatte, daß nämlich Gott in unserem Innern wohnt. 00:08:01.394 --> 00:08:07.779 Durch sie begann ich auch wieder andere Formen des Gebets zu schätzen, mit denen ich aufgewachsen war. 00:08:09.089 --> 00:08:16.089 With the help of meditation, I now know that a being is as important as doing, and that the actual fact, to other 00:08:16.490 --> 00:08:23.170 helfen, aus der Stille heraus erwächst. Ich mag besonders den Sinn für Gemeinschaft und Freundschaft, den die Meditation vermittelt, 00:08:23.170 --> 00:08:29.900 und heiße die neuen Menschen und Ortschaften willkommen, denen ich durch sie begegnet bin. Aber vor allem meditiere 00:08:29.899 --> 00:08:32.929 ich darum, weil ich auf diese Weise Gott ganz nahe bin. 00:08:34.652 --> 00:08:39.929 Wir sind eins im Einen. Wir sind eins in Allem. – John Main 00:08:40.149 --> 00:08:42.370 Programm der Einkehrtage: die Meditation und der Körper 00:08:42.370 --> 00:08:45.340 Giovanni: Wir können wirklich frei sein, fast verspielt 00:08:45.340 --> 00:08:51.330 und wirklich ganz uns selbst sein – das ist das Wunderbare bei der Meditation. 00:08:51.330 --> 00:08:57.340 Wir können alles neu ergründen statt nur zu glauben, was man uns einmal gesagt hat. 00:08:57.340 --> 00:09:02.590 und dem nachspüren, was wir in der Stille hören, 00:09:02.590 --> 00:09:08.480 ie es sich anhört, und wie es sich anfühlt, ganz uns 00:09:08.480 --> 00:09:08.730 selbst zu sein. 00:09:08.580 --> 00:09:15.259 Was ich meine, ist dies: wir werden voll und ganz geliebt, unabhängig von unserer Sexualität, unserer Süchtigkeit, 00:09:15.259 --> 00:09:19.689 und unabhängig von dem, was wir getan haben, als wir einen anderen Menschen verletzt haben. Wir müssen 00:09:19.690 --> 00:09:26.010 nur ganz einfach sagen: „Ich akzeptiere es, daß ich geliebt werde, ich akzeptiere es mit jedem 00:09:26.009 --> 00:09:31.730 ich akzeptiere es mit jedem Atemzug, mit jedem Muskel in meinem Körper, daß ich mir selbst verzeihe, daß es wundervoll ist, so zu sein, wie ich bin, 00:09:31.730 --> 00:09:38.090 mit meinen Schrullen, mit dem Ton dieser meiner Stimme oder mit diesem Körper und seiner Form, 00:09:38.090 --> 00:09:44.278 es ist wundervoll, diesen Moment in meinem Leben zu erleben. Und die Meditation gibt uns diese Chance. Wir sind einfach dieser 00:09:44.278 --> 00:09:49.110 Räumlichkeit gegenüber, dieser Stille, dieser Ruhe und dieser Gegenwärtigkeit gegenüber völlig offen.